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Bundespräsident Gauck und Kanzlerin Merkel tragen sich ins Kondolenzbuch ein. Es liegt vor einem Porträt Schmidts im Kanzleramt aus.

Foto: EPA / Wolfgang Kumm

Einen Tag nach dem Tod des deutschen Altkanzlers Helmut Schmidt haben in Deutschland die Vorbereitungen für die Trauerfeierlichkeiten begonnen. Der Staatsakt für den beliebten Sozialdemokraten, der von 1974 bis 1982 Bundeskanzler war und der am Dienstag im Alter von 96 Jahren gestorben ist, soll in zwei bis drei Wochen in Schmidts Hamburger Heimat stattfinden.

Die Welt schreibt, das habe sich der Altkanzler so gewünscht. Der Staatsakt ist im Hamburger "Michel" (evangelische Hauptkirche Sankt Michaelis) geplant, es werden auch zahlreiche internationale Gäste erwartet. Die Rede werden der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck oder Bundeskanzlerin Angela Merkel halten.

Beide trugen sich am Mittwochmorgen als Erste in jenes Kondolenzbuch ein, das im deutschen Bundeskanzleramt aufgelegt wurde und in das sich auch Bürgerinnen und Bürger eintragen können. "Dank dem Staatsmann, der seinem, unserem Land mit Weitsicht, Entschlossenheit und der Leidenschaft zur Vernunft diente. Dank dem Bürger, der uns vorlebte, dass Verantwortung der Lebensatem der Demokratie ist", schrieb Bundespräsident Gauck.

Merkel erinnert an Sturmflut

Merkel äußerte sich "in tiefer Trauer und Respekt vor einem großen Staatsmann". Am Dienstag hatte sie auch mit einer persönlichen Erinnerung an Schmidt gedacht. Sie berichtete, dass sie als kleines Mädchen im Februar 1962 in der DDR vor dem Radio saß und sich um ihre Tante und ihre Großmutter sorgte, die in Hamburg von der Sturmflut bedroht waren.

Mehr als 300 Menschen kamen damals ums Leben, Merkels Verwandtschaft konnte dank des entschlossenen Handelns des damaligen Innensenators Schmidt, der eigenmächtig die Bundeswehr zu Hilfe rief, gerettet werden.

Auch im Hamburger Rathaus liegt ein Kondolenzbuch auf. Am Mittwoch warteten Hunderte Bürger in einer langen Schlange, um sich eintragen zu können. Vor dem Rathaus sind Plakate angebracht, auf denen "Mach's gut, Helmut. Und grüß Loki" steht.

Schmidt Ehefrau Loki war 2010 gestorben, die beiden waren zuvor 68 Jahre verheiratet gewesen. Der Altkanzler wird auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg neben seiner Frau beigesetzt. Als letzten Gruß legten viele Hamburger vor Schmidts Privathaus, aber auch vor dem Hamburger Rathaus Blumen nieder. Auch Mentholzigaretten wurden gesichtet. Schmidt langjähriger Arzt Heiner Greten sagte über Schmidts Tod: "Er ist sehr friedlich und entspannt, allerdings ohne Bewusstsein wie schon in den vergangenen Tagen über, eingeschlafen. Er wollte immer zu Hause sterben, und er ist zu Hause gestorben."

Helmut Schmidts enger Freund, der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger, würdigte den SPD-Politiker als "Vorbild" und meinte: "Die Welt wird ihn vermissen." Kissinger, ebenfalls bereits 92 Jahre alt, hatte einmal gesagt, er hoffe vor dem deutschen Altkanzler zu sterben, weil er sich eine Welt ohne Schmidt nicht vorstellen könne. (Birgit Baumann aus Berlin, 12.11.2015)