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Das iPad Pro bewährt sich als Tablet deutlich besser, als als Notebook.

Foto: Reuters

Mit dem iPad Pro stößt Apple in neue Größendimensionen bei seinen Tablets vor. Stolze 12,9 Zoll oder rund 33 Zentimeter beträgt die Diagonale des Tablets. Und das Unternehmen hat auch wortwörtlich Großes vor damit. Laut Konzernchef Tim Cook soll es gar als Ersatz für traditionelle Notebooks oder PCs dienen können.

Nun sind die ersten Rezensionen des Geräts im Netz. Und diese geben eine klare Antwort auf Cooks Frage, warum man sich noch einen normalen Rechner kaufen sollte: Weil das iPad Pro zwar ein gutes Tablet, aber eben doch keine Alternative zu einem Laptop ist.

Groß und gut verarbeitet

Die Rezensionen gleichen sich dabei in weiten Teilen, egal ob man sie bei Wired, The Verge oder den Test von Veteran Walt Mossberg (ebenfalls bei The Verge) nachliest. Das iPad Pro ist ein eher stationäres Tablet, gedacht für die Verwendung zu Hause oder in einem Büro. Wer unterwegs in digitalen Magazinen schmökern will, wird damit nicht glücklich. Aufgrund der schieren Größe ist das Tablet trotz seiner verhältnismäßigen Leichtigkeit – etwa im Vergleich mit einem Microsoft Surface – kein Gerät, um einhändig gehalten zu werden.

An der Verarbeitung und der Ausstattung gibt es an sich wenig auszusetzen. Im Grunde bringt das Pad alles mit, was Apple technologisch anzubieten hat – insbesondere den A9X-Prozessor, dessen Leistungsfähigkeit der Konzern wortreich beworben hat. Auch der "Touch ID"-Fingerabdruckscanner ist mit an Bord, lediglich auf "3D Touch" muss verzichtet werden.

Guter Bildschirm

Mit 2.732 x 2.048 Pixel (264 PPI) liefert der Bildschirm außerdem eine angenehm scharfe Darstellung aller Inhalte und brilliert auch bei Farben und Kontrasten. Positiv äußern sich die Tester auch zu den vier Lautsprechern. Die erstmals in der Geschichte der iPads tatsächlich ausreichend Schalldruck erzeugen können, um ein Wohnzimmer zu bespielen. Dazu stellt das System sicher, dass der Stereosound immer korrekt ausgegeben wird, egal ob man das Tablet im Porträt- oder Landscape-Modus verwendet.

Mäßiges Keyboard-Cover, wenig Laptop-Feeling

Wenig zu beeindrucken vermag das Keyboard-Cover. Im wesentlichen erweckt es den Eindruck eines vergrößerten Smartcovers, wie man es für die anderen iPads kennt. Es bietet über einen Faltmechanismus nur einen Aufstellwinkel für den Bildschirm. Durch die textile Ummantelung lässt sich auf ihm nicht so gut tippen, wie auf einer Macbook-Tastatur, welcher das Keyboard entlehnt ist. Die Tester befinden das Cover letztlich als "überteuert".

Dazu fehlt die erste Reihe mit Funktionstasten. Es gibt beispielsweise keinen Escape-Knopf und bis auf wenige Standard-Shortcuts, warten weder das System, noch viele Apps mit unterstützten Tastenkombinationen auf. Das steht eine Laptop-mäßigen Nutzung ebenso im Wege, wie das iOS-System. Dieses limitiert Multitasking auf maximal zwei nebeneinander dargestellte Programme. Und viele Apps ziehen aktuell keinen Mehrwert aus dem größeren Bildschirm, sondern nutzen dieses wie auf einem kleinen iPad.

Trotz Tastatur ist daher immer noch viel Touch-Interaktion notwendig. Ob Apple darin die Zukunft des Arbeitens sieht, sei dahingestellt – doch längst nicht jeder wird gewillt sein, seine Laptop-Gewohnheiten für dieses Prinzip über Bord zu werfen.

Begeisternder Apple Pen

Beinahe überschwänglich wird der Eingabestift, Apple Pen, gelobt. Einmal kurz per Lightning-Anschluss angesteckt, versteht er sich sofort mit dem System. Zwar können auch andere Stifte genutzt werden, jedoch hat sich Apple für sein eigenes Accessoir ein paar Extras einfallen lassen. So wird die Abtastrate des Bildschirms auf 240 Hertz hochgeschraubt, wenn der Pen erkannt wird. Zudem lässt sich Apples Stift auch stark geneigt nutzen, was besonders Calligraphie-Enthusiasten erfreuen dürfte.

Das iPad Pro reagiert dabei extrem schnell, sodass tatsächlich ein wenig der Eindruck entsteht, die digitale Tinte käme direkt aus der Spitze des Pen. Auch für Grafiker und Designer wird das neue Tablet den klassischen Computer wohl nicht ersetzen, ihnen aber ein gutes Werkzeug für flottes Skizzieren und Modellieren "on the go" liefern.

Was die Akkuleistung angeht, kann sich das iPad Pro mit guten Laptops messen. Bei anspruchsvoller Nutzung hielt das Gerät bei Walt Mossberg zwölf Stunden durch, ehe es aufgeladen werden musste.

Kein Laptop-Killer

Apple hat mit seinem neuesten Spross eine interessante Ergänzung zur iPad-Serie geliefert, die sich vor allem als sehr gutes, wenn auch nicht besonders mobiles Tablet behauptet, das vor allem in Kombination mit dem Pen brilliert. Auch mit Keyboard-Cover vermag aber nicht so recht Notebook-Feeling aufzukommen – zu eingeschränkt sind dafür die Kapazitäten von iOS und vielen Apps. Und zu sehr verlässt sich Apple darauf, dass User den Touchscreen in jeder Situation für einen geeigneten Ersatz für eine Maus bzw. Keyboard-Shortcuts anerkennen.

Preislich liegt das iPad Pro bereits auf dem Niveau der günstigeren Apple-Notebooks, wenn man Keyboard und Pen einrechnet. Denn diese müssen extra dazu gekauft werden. Selbst wenn man sich für das günstigste Modell des Tablets entscheidet, steht am Ende eine vierstellige Summe zu Buche. (gpi, 11.11.2015)