Gerhard Zehetbauer sorgt dafür, dass sich verschiedene Onlinekalender vertragen.

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Die Selbstorganisation in Zeiten der elektronischen Vernetzung hat ihre eigenen Tücken. Einst hatte man vielleicht den Taschenkalender – den aus Papier – zu Hause vergessen und konnte keine Termine eintragen. Die Kalenderprobleme von heute haben andere, aber ähnlich ärgerliche Ursachen: etwa wenn verschiedene Kalender nicht "miteinander sprechen" können, also sich nicht synchronisieren lassen.

Gerhard Zehetbauer hat sich dieses Problems im Zuge seiner Masterarbeit im Studiengang Softwareentwicklung an der Fachhochschule Technikum Wien angenommen. Er hat eine Open-Source-Software geschrieben, die Termine problemlos zwischen Microsoft Outlook, Goolge Calender und den Kalenderschnittstellen sogenannter CalDAV-Server synchronisiert – ein Tool, das bisher nur bei kommerziellen Anbietern erhältlich war.

Der Softwareentwickler hat damit nicht zuletzt seiner eigenen Ausbildungsstätte einen Dienst getan, wo die Kalender der eigenen Serverlösung nun für Mitarbeiter und Studierende auch mit dem Microsoft-Mail-Programm Outlook Daten austauschen. Und auch für jene, die einen Firmenkalender in Outlook, privat aber Google Calendar nutzen, birgt Zehetbauers Werkzeug die Lösung.

"500 bis 600 Stunden" habe er für die Entwicklung benötigt, schätzt der Programmierer, und das vor allem abends und an Wochenenden, weil er das Studium berufsbegleitend absolvierte.

Welche Probleme es dabei gab? "Man muss auf die Eigenheiten und Bugs von Servern Rücksicht nehmen", erklärt Zehetbauer. Abgebildet werden die Termine im sogenannten iCal-Format, ein verbreiteter Standard, der die Daten über einen Dienst transportiert, der auf dem Internetprotokoll HTTP aufsetzt. "Beispielsweise kann es sein, dass Server Antworten schicken, die nicht HTTP-konform, also ungültig sind." Letztendlich habe er viele solcher Eigenheiten umschiffen müssen.

Das Synchronisationsproblem scheinen weltweit viele Anwender zu teilen. Seitdem es kostenlos zum Download bereitsteht, gebe es 1500 Downloads pro Woche. "Manche fragen sogar, wo sie dafür spenden können." Zehetbauers Betreuer an der Fachhochschule, Alexander Nimmervoll, betreut das Projekt fürderhin und erweitert die Funktionalität um zusätzliche Servertypen.

Der Anfangspunkt seiner Faszination war für den 1977 geborenen Entwickler – wie für viele seines Alters – ein Commodore 64, auf dem er mit 13, 14 Jahren angefangen hat "herumzuhacken". Die Lehre als Nachrichtenelektroniker führte ihn von seinem Heimatort Oslip im Burgenland nach Wien. Weil ihn seine spätere Arbeit, das Installieren von Alarmanlagen, aber weniger interessierte, holte er nach der Lehre die HTL für Technische Informatik berufsbegleitend nach.

Nach einem kurzen Ausflug in ein Völkerkundestudium zog es ihn zurück zur Softwareentwicklung, sowohl beruflich bei mehreren Arbeitgebern als auch später beim Studium der Wirtschaftsinformatik und des Software-Engineerings, wo zur praktischen Erfahrung die theoretischen Grundlagen kamen. Was ihn am Programmieren so fasziniert? "Man kann dabei gedankliche Gebilde entwickeln, die keinen Komplexitäts- und Größenbeschränkungen unterliegen." (pum, 15.11.2015)