Die Geschwister Gregor und Johanna Schuberth in einem von ihnen geplanten Kleingartenhaus im 17. Wiener Bezirk. Das Bad lässt sich mittels eines ausgeklügelten Klappmechanismus von zwei auf fünf Quadratmeter vergrößern. Badewanne gibt es natürlich keine, aber eine solche erachten die beiden Architekten in der Regel sowieso als überbewertet, ebenso wie die gute alte Fliese.

Foto: Nathan Murrell
Foto: Nathan Murrell
Foto: Nathan Murrell
Foto: Nathan Murrell
Foto: Nathan Murrell

Es herrscht schon seit längerem die Tendenz, das Bad immer größer zu planen und zum Aufenthaltsraum zu machen. Wir sehen das anders. Das Bad muss keine Wellnessoase sein. Für uns ist das Bad ein Raum, der einem Zweck dient und den man halt hie und da über den Tag verteilt aufsucht. Klar ist es schön, von einem 30-Quadratmeter-Bad zu träumen. Will ich ein solches realisieren, muss allerdings ein anderer Raum in Sachen Fläche dran glauben. Wer verzichtet schon gern auf Fläche im Wohnzimmer oder der Küche, nur um ein größeres Bad zu bekommen? Im Endeffekt ist das Badezimmer ein sehr reduzierter Ort, ein Platz, an dem man duscht, sich die Zähne putzt und herrichtet. Zähne putzen könnte man theoretisch auch in der Küche.

Das bedeutet aber nicht, dass das Bad ein abgekapselter Raum sein muss. Wir sehen das Bad durchaus als Zone, in der sich mehrere Menschen gleichzeitig aufhalten und der Körperpflege nachgehen können. Letztendlich ist lediglich das WC jener Ort in einer Wohnung, an dem man in der Regel wirklich allein ist. Nach unseren Erfahrungen und auch vielen Erzählungen schließen die meisten Menschen die Türe ihres Bades auch nicht, wenn sie sich darin aufhalten.

Wenn man einem Zimmer einen Platz in einer Hierarchie der Wohnräume zuweisen wollte, geht es um die Frage, wie viel Zeit man in einem Bereich verbringt, und diesbezüglich liegt die Küche wohl vor dem Bad. Abgesehen vom Kochen ist die Küche auch in Sachen Kommunikationsort die Nummer eins. Das Wohnzimmer verliert in diesem Zusammenhang immer mehr an Bedeutung, wird immer mehr zum intimen Rückzugsort. Viele Menschen nutzen es nur mehr, um fernzusehen. So gesehen ist die Küche das Herz einer Wohnung. Worauf wir bei unseren Entwürfen ebenfalls sehr viel Wert legen, ist die intelligente Planung der Zwischenräume, also der Stiegenhäuser, Vorräume oder Nischen, die alles miteinander verbinden. Eine Wohnung oder ein Haus muss eine Geschichte erzählen können. Es gibt Räume, die sind heller, andere sind dunkler, größer und kleiner. Wir mögen es nicht besonders, wenn sich eine Atmosphäre über den ganzen Wohnraum stülpt. Wir sehen die einzelnen Räume wie Familienmitglieder, die miteinander verbunden, aber ihren Charakter betreffend durchaus verschieden sind.

Spannender Job

Aber zurück zum Bad: Unterm Strich ist es für uns die viel größere und spannendere Herausforderung, ein Badezimmer als ein Wohnzimmer zu entwerfen. Ein Wohnzimmer ist in gewisser Weise eintönig. Da kommt irgendwo ein Sofa hin, ein Regal, ein Platz für den Fernseher usw. Im Falle des Bades müssen wir uns fragen: Wie bringen wir Stauraum unter, wie planen wir die Funktionen etc.?

Das perfekte Bad muss in jedem Fall etwas Spezielles bieten. Darin kommen nach unserer Vorstellung keine klassischen Fliesen vor. Das Material muss etwas Besonderes sein. Sehr gefragt sind zum Beispiel diese alten Zementfliesen, die wir schon vor acht Jahren in Schwarz-Weiß kariert verwendet haben. Ferner kann man auch im Bad ganz wunderbar mit Textilien, einfachen Latexanstrichen oder anderen Materialien aus dem Wohnbereich arbeiten. Es geht nicht mehr darum, dass alles perfekt klinisch desinfizierbar sein muss. Das Bad, in dem man sich im Gegensatz zu anderen Räumen nicht so viel aufhält, kann auch ruhig etwas Expressiveres haben.

Badewanne für zwei-, dreimal baden im Jahr?

Wogegen wir in der Planungsphase in Sachen Bad am meisten ansteuern müssen, ist der Glaube von vielen Bauherren, eine Badewanne haben zu müssen. Klar gibt es Leute, die gern baden, aber sehr viele Menschen, die über eine Badewanne verfügen, baden nur zwei-, dreimal pro Jahr, wenn sie erkältet sind oder vom Skifahren heimkommen. Eine Wanne nimmt sehr viel Platz in Anspruch und kommt in der Regel nur selten gut als ästhetisches Objekt rüber. Eine Frage, die wir uns immer wieder stellen, ist diesbezüglich, wie man den leeren Raum über einer Wanne nützen kann, zum Beispiel durch einen Klapptisch. Also wenn die Frage lautet "Dusche oder Wanne?", empfehlen wir eine schöne, großzügige, bodenebene Dusche.

Was die Zukunft des Bads betrifft, glauben wir, dass sich im Fliesenbereich einiges tun wird. Es gibt ja jetzt schon dreidimensionale Fliesen mit verschiedensten Strukturen, ganz zu schweigen von den technischen Neuerungen wie selbstreinigende WCs, massierende Duschköpfe oder neue Lichtsetzungen.

Das Bad auf dem Foto links gehört zu einem Kleingartenhaus, das wir im 17. Bezirk geplant haben. Die verbaute Grundfläche des Hauses beträgt 35 Quadratmeter. Eigentlich ist es kein Badezimmer, sondern ein Badeschrank. Trotz der Kleinheit der Anlage gibt es einen Rundgang im Haus, rund um einen fixen Raumkern. Wir haben es gern, wenn man einen Raum nicht nur durch eine Tür betreten kann oder gar um eine Wohnung herumgehen kann.

Ist die Badebox mit Waschbecken, Dusche und Klo geschlossen, misst sie zwei Quadratmeter, klappt man sie auf, bringt sie es auf fünf Quadratmeter und schließt an eine große Glasfläche an. Muss man nur mal schnell aufs WC, reicht die kleine Version, will man duschen, vergrößert man den Raum über Klapp- und Schiebetüre. Wie klein auch immer ein Bad ausfällt, es sollte in jedem Fall etwas Großzügiges ausstrahlen und etwas Ungewöhnliches anbieten. (Michael Hausenblas, RONDO, 13.11.2015)