Wien – Wenn sich mütterliche und väterliche Chromosomen in der Reifeteilung (Meiose) paaren und ihre Erbinformationen vermischen, bilden sie eine spezielle, leiterförmige Struktur (Syneptomaler Komplex). Ein Team, an dem auch Wiener Forscher beteiligt sind, hat nun dessen Nanogefüge erforscht und definierte Abschnitte mit unterschiedlichen Funktionen erkannt. Die Arbeit erschien im Fachjournal "PNAS".

Die Wissenschafter um Christoph Cremer vom Institut für Molekulare Biologie in Mainz (Deutschland) haben dazu die DNA von Mauszellen eingefärbt und mit sogenannter Einzelmolekül-Lokalisierungs-Mikroskopie inspiziert. Dabei entdeckten sie, dass diese in einem büschel-förmigen Muster entlang des Syneptomalen Komplexes angeordnet ist.

Wo die DNA gerade aktiv abgeschrieben wurde, stand das Chromatin (die in bestimmte Eiweißstoffe gewickelte DNA) in Schleifenstrukturen ab, berichten die Forscher, zu denen auch Kikuë Tachibana-Konwalski und Máté Borsos vom Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in Wien gehören. Stillgelegte Abschnitte fanden sie hingegen nahe der Achsen in einem definierten Muster angeordnet. Als weiteres Strukturelement entdeckten sie eine "polare" Anordnung des Chromatins an den Verbindungsstellen der Chromosomen (Zentromere).

Diese drei Strukturen gehen jeweils mit unterschiedlichen Modifikationen des Chromatins (Histon-Methylierungen) einher, berichten die Wissenschafter. Ob und wie diese wiederkehrenden Muster den Austausch von mütterlichem und väterlichem Erbgut (Rekombination) unterstützen, sei allerdings noch unklar. (APA, 10.11.2015)