Jährlich erkranken rund 1.000 Frauen in Österreich an dem äußerst aggressiven Eierstockkrebs (Ovarialkarzinom). Etwa 75 Prozent dieser Tumoren haben ihren Ursprung im Eileiter. Eine Möglichkeit zur Früherkennung gibt es derzeit nicht. Ein von Wiener Wissenschaftern entwickeltes Kathetersystem könnte hier eine neue Möglichkeit darstellen.

Wissenschafter um Paul Speiser von der Universitätsklinik für Frauenheilkunde der MedUni Wien und von der Arbeitsgruppe Molekulare Onkologie haben einen "Dreiweg"-Katheter für eine Uterus-Lavage entwickelt. In der Spülflüssigkeit lassen sich möglicherweise im Krankheitsfall Tumorzellen feststellen.

Tumorzellen in Spülflüssigkeit

In einer jetzt im "Journal of Clinical Oncology" vor kurzem publizierten Studie konnte gezeigt werden, dass bei Vorliegen von Eierstockkrebs in 80 Prozent der Fälle Tumorzellen in der Spülflüssigkeit gefunden werden können. Es handelte sich allerdings noch um eine Arbeit, welche die Machbarkeit dokumentieren sollte.

Bei einer Probandin, die sich bereits für eine vorbeugende Eierstockentfernung entschlossen hatte, konnte allerdings mit Unterstützung einer Form des Next Generation Sequencing ("Smart Sequencing"/Analyse genetischer Veränderungen im Erbgut) in der gewonnenen Spülflüssigkeit ein okkultes, also verstecktes, Karzinom nachgewiesen werden. "Die Ergebnisse lassen hoffen, dass zumindest die Früherkennung bald möglich sein wird", sagt Speiser.

Kaum Frühsymptome

Das Eierstockkarzinom verursacht kaum Frühsymptome und wird bei rund drei Viertel aller Betroffenen sehr spät entdeckt. In einem späten Stadium ist das Ovarialkarzinom mit einer sehr schlechten Prognose für die Lebensdauer der Betroffenen verbunden. Die Studie wurde in Kooperation mit Zentren in London, Dublin, Mailand, Graz, Berlin, Hamburg, Prag, Pilsen, Leuven und Essen durchgeführt.

Zusätzlich gibt es eine enge Zusammenarbeit mit Bert Vogelstein von der Johns Hopkins University in Baltimore (US-Bundesstaat Maryland). Ziel der Wissenschafter sei es, die Entnahme der Spülflüssigkeit und deren Analyse so weit zu entwickeln, dass das "in jedem Spital und in jeder gynäkologischen Ordination ganz leicht angewendet werden kann", so Speiser. (APA, 10.11.2015)