Ein positives Beispiel: Die Finnair bietet im Airbus 350 X WB (= wide body) mehr Beinfreiheit.

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Wien/Schwechat/Berlin – Nicht nur die Austrian Airlines (AUA) zwängen künftig mehr Passagiere in ihre Airbus-Flieger, auch beim Konkurrenten Niki und dessen Mutter Air Berlin sank der Sitzabstand – auf bis zu 28 Inch, das sind nur mehr 71,1 Zentimeter und das derzeitige Minimum. Die AUA hatte vor kurzem bekanntgegeben, dass sie bei den A319 und A320 in der Economy Class der Sitzabstand von 30 auf 29 Inch reduziert.

"Bei Air Berlin beträgt der Sitzabstand im A320 vorne 29 Zoll, hinter dem Overwing Exit 28 Zoll", teilte Air-Berlin-Pressesprecherin Melanie Schyja diese Woche der APA mit. Bei Niki liege der Sitzabstand in den ersten zwei Reihen bei 30 Inch, in der Mitte bei 29 Inch und in den hinteren Reihen bei 28 Inch, so die Sprecherin weiter.

AUA sorgte für Aufregung

Vor drei Wochen, als die AUA mit dem geringeren Sitzabstand für Aufregung sorgte, hatte es von Air Berlin und Niki noch unisono geheißen, der Sitzabstand betrage 30 Inch – also etwa 76 Zentimeter. Der deutsche Sitzhersteller Recaro hatte daraufhin auf APA-Anfrage erklärt: "Es ist nicht möglich, einen Airbus A320 mit 180 Sitzen auszustatten und dabei einen Mindest-Sitzabstand von 30 Inch für alle Sitzreihen einzuhalten. Dies gilt unabhängig von Sitzhersteller und zu installierendem Sitzmodell." Schyja weist darauf hin, dass der Sitzabstand auf dem A320 sich in den letzten 15 Monaten nicht geändert habe.

Die beiden deutschen Luftfahrtkonzerne Lufthansa und Air Berlin samt deren österreichischen Töchtergesellschaften AUA und Niki verwenden in ihren Airbusflotte den gleichen Sitztyp Recaro BL 3520. In einem A320 bringen Niki und Air Berlin je 180 Passagiere unter, bei Lufthansa und AUA sind es derzeit je 168 Sitze. Künftig soll es eine Reihe mehr sein, die Anzahl der Sitzplätze erhöht sich dadurch auf 174.

Harter Wettbewerb

Dass es in den Flugzeugen immer enger wird, ist Ausdruck eines harten Wettbewerbs über den Wolken. Die Airlines sind wegen des Preiskampfs gezwungen, mehr Passagiere unterzubringen. Die Billigflieger und die Premiumairlines nähern sich nicht nur bei den Flugpreisen immer mehr an, sondern auch bei der Leistung. Mit 29 Inch ist der Sitzabstand der AUA künftig etwa gleich groß wie beim britischen Billigflieger Easyjet oder der neuen Lufthansa-Billigschiene Eurowings.

In Zukunft könnte es in den Fliegern aber noch enger werden. Zwar ist etwa der A320 derzeit nur für 180 Passagiere zugelassen. Airbus tüftelt aber bereits an einer Version mit 189 Sitzen. Der Kabinenausrüster Zodiac Aerospace hat kürzlich einen Sitz mit nur noch 27 Inch vorgestellt und hofft nun auf dessen Zertifizierung. Der Druck auf Airbus, mehr Passagiere im A320 unterzubringen, kommt vor allem vom US-Flugzeugbauer Boeing, der beim Konkurrenzmodell Boeing 737 bereits eine Variante mit 189 Sitzplätzen hat.

Stehplätze oder Fahrradsattel

Klar ist, der Komfort im Flugzeug wird – zumindest in der Economy Class – weiter sinken. Ryanair-Chef Michael O'Leary dachte in der Vergangenheit sogar über Stehplätze nach. Die Frage ist nur, ob das ein PR-Gag war oder ernst gemeint. Eine Idee von Airbus geht zumindest in diese Richtung. Der Hersteller hat vergangenes Jahr ein Patent zum Einbau von Fahrradsatteln in Flugzeugkabinen angemeldet. (APA, 10.11.2015)