Er ist dafür bekannt, öffentlichkeitsscheu zu sein und Medien zu misstrauen. Der konservative Kandidat und Oppositionschef Tomislav Karamarko lehnte sogar ein TV-Duell mit Premier Zoran Milanovic ab, was in Kroatien wie überall in Europa äußerst ungewöhnlich ist.

Bereits am 9. Oktober fand in Zagreb in der Parteizentrale der HDZ ein Interview des STANDARD mit Parteichef Karamarko statt. Das Interview wurde einen Tag danach abgetippt und an das Büro Karamarko geschickt, um es autorisieren zu lassen, was bei Interviews mit Politikern üblich ist. Das Büro des HDZ-Chefs autorisierte das Interview trotz zahlreicher Nachfragen und Deadlines wochenlang nicht; mit der Begründung, man sei im Wahlkampf und habe keine Zeit.

Erst am vergangenen Freitag, den 6. November, also vier Wochen nachdem das Interview geführt worden war, schickte die Presseabteilung eine autorisierte Version, die mit dem Originalinterview aber nur mehr peripher zu tun hatte und sich eher wie ein PR-Text aus der Parteizentrale las. Ganze Texteile und Inhalte wurden einfach gestrichen, der Tonfall verändert. der STANDARD entschied sich deshalb, dieses "Interview" nicht abzudrucken.

Der kroatische Politologe Dejan Jovic meint, dass die HDZ – die noch vor einem Jahr klar in den Umfragen vor der Regierungspartei lag – durch ihre schwache Kommunikationsstrategie entscheidend verlor. Karamarko, der an der Spitze des kroatischen Geheimdienstes stand, sei "nicht an Öffentlichkeit gewöhnt".

Keine Diskussionsbereitschaft

"Er will nicht diskutieren", so Jovic. Falls die HDZ an die Macht käme, seien Probleme mit den Medien sehr wahrscheinlich, weil die Partei versuchen werde, diese zu kontrollieren. Von autoritären Tendenzen in der HDZ war auch bereits vor Jahren die Rede, als die Ex-Regierungschefin Jadranka Kosor aus der Partei hinausgeschmissen wurde. Karamarko war von 2008 bis 2011 Innenminister. Seit Mai 2012 ist er Chef der konservativen HDZ. (awö, 9.11.2015)