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Wollen die EU-Sanktionen gegen Russland möglichst rasch beseitigt sehen: Exkanzler Gerhard Schröder und OMV-Chef Rainer Seele.

Foto: APA/Neubauer

Wien – Draußen vor der Wiener Hofburg eine Flotte schwarzer Mercedes-Limousinen, drinnen gespanntes Warten auf Gerhard Schröder, den Exkanzler aus Deutschland und Aufsichtsratschef der Nordstream-Pipeline. Zum "Energiedialog" geladen hat OMV-Chef Rainer Seele, der selbst aus Deutschland stammt. Schröder kennt er lange, übers Geschäftliche hat er jetzt noch mehr mit ihm zu tun.

Der Ausbau der Nordstream-Pipeline in der Ostsee, durch die seit 2012 russisches Gas unter Umgehung der Ukraine und Polens nach Deutschland strömt, sei ein Beitrag zur Versorgungssicherheit, werden beide mit etwas anderen Vokabeln später sagen. Zumal das Gas nicht in Deutschland bleibe, sondern auch in andere EU-Mitgliedstaaten gelange – wenn die Pipelines entsprechend genützt werden könnten, noch mehr als jetzt.

Im Moment ist die Ostseepipeline, an deren Kapazitätsverdoppelung die OMV mithelfen will, nur zu etwa 60 Prozent ausgelastet. Dies deshalb, weil es Streit zwischen der EU-Kommission und Moskau über die Verfügungsgewalt einer Leitung zum Abtransport des Gases gibt. Dies ist nicht der einzige Streit, der zwischen Brüssel und Moskau steht und an dessen Beilegung Schröder wie Seele größtes Interesse haben.

Entgegenkommen

Die Verhängung der Sanktionen sei nach dem Überfall auf die Krim und den Vorkommnissen im Osten der Ukraine alternativlos gewesen. Man müsste flexibler reagieren, als man dies heute mache, sagte Schröder. "Nicht alles oder nichts fordern, sondern Entgegenkommen zeigen, wenn sich Russland bewege. Und das habe es des Öfteren getan. Russland braucht Europa, und Europa braucht Russland", sagte Schröder.

OMV-Chef Seele, der seit seinem Dienstantritt am 1. Juli nicht nur eine zehnprozentige Beteiligung am Elf-Milliarden-Euro-Ausbau der Pipeline Nordstream fixierte, sondern auch eine Gasproduktion in Sibirien prüft, hält Russland für zu wichtig, als dass man es einfach links liegen ließe. Der Einstieg in das Achimow-Feld in Sibirien soll über einen Assettausch erfolgen.

Ein Einstieg der russischen Gazprom bei der OMV sei kein Thema, wiederholte Seele. Welche Beteiligungen Gazprom im Gegenzug für die OMV-Aktivitäten erhalte, soll im ersten Halbjahr 2016 feststehen. Derzeit werde geprüft und analysiert.

Russland habe mit China eine Alternative zu Europa, sagte Schröder. Das sei aber auch für die Russen zweite Wahl, weil China in Sachen Fördertechnologien nichts Gleichwertiges zu bieten habe. (stro, 10.11.2015)