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Durch den transparenten neuen Hauptbahnhof habe sich das Grätzel verändert, heißt es im Bericht.

Foto: APA/HELMUT FOHRINGER

Die Tische sind fast alle belegt, viele Gäste arbeiten an ihren Laptops. Jungfamilien frühstücken hier, die Laufkundschaft holt sich einen Coffee to go. Die Präsentation des vierten Grätzel-Berichts von JP Immobilien fand nicht zufällig im hippen Lokal an der Favoritenstraße, einen Steinwurf vom Hauptbahnhof, statt: Wie im ersten Bericht 2012 wurde auch heuer die Gegend rund um den Hauptbahnhof untersucht.

Seither hat sich viel getan: "Wo wir heute sitzen, war damals ein leerstehendes Geschäftslokal", erklärte Martin Müller, geschäftsführender Gesellschafter von JP Immobilien. Die Südbahn sei Barriere zwischen viertem und zehntem Bezirk gewesen, durch den transparenten neuen Hauptbahnhof habe sich das verändert. Die Neuentwicklungen müssten sich zwar erst noch "setzen", die Zeichen für eine "sehr positive Entwicklung" seien aber gegeben. In zahlreiche Häuser auf der Favoritenstraße werde derzeit beispielsweise Geld in Sanierungen gesteckt.

"Wir wollten nicht den tausendsten Wohnungs- oder Büromarktbericht liefern", so Müller. Stattdessen würde man Stimmungsbilder liefern. Zwei weitere Grätzel wurden untersucht: Im Nibelungenviertel im 15. Bezirk gebe es eine "gewachsene Grätzelstruktur" mit kreativen Klein- und Mittelbetrieben, rund um die Neulinggasse im dritten Bezirk finde sich ein "historisches Grätzel", in dem sich die Leute kennen und wo "nicht an jeder Ecke ein cooles, hippes Lokal ist".

Nicht nur Positives

Die Gegenden seien auf Spaziergängen und Radtouren erkundet, Bewohner interviewt worden. Müller findet nicht nur Positivbeispiele für Grätzelentwicklung in Wien. Es gebe durchaus Gegenden, "wo man sich etwas überlegen muss" – oft, wenn große Unternehmen oder Institutionen abziehen, wie rund um die ehemalige Wirtschaftsuni. Einigen Wienern seien durch den Bericht jedenfalls schon die Augen für neue Flecken in der Stadt geöffnet worden, sagt Müller: "Denn der Wiener hat schon einen gewissen Bezirkssnobismus." (zof, 6.11.2015)