Gütersloh – Bertelsmann richtet seine Druck-Aktivitäten neu aus. Unter dem Namen Bertelsmann Printing Group bündelt Europas größtes Medienunternehmen diesen Geschäftsbereich mit einem Umsatz von 1,7 Mrd. Euro und rund 9.000 Mitarbeitern unter einem Dach. Das teilte das Unternehmen, zu dem die RTL Group, Penguin Random House, BMG, Gruner + Jahr, Arvato und Be Printers gehören, am Donnerstag mit.

Zu der neuen Einheit zählen dann neben dem Druck auch Dienstleistungen und die Programmzeitschrift RTV. Zur neuen Printing Group mit Sitz in Gütersloh gehören künftig die bisher bei der Dienstleistungstochter Arvato angesiedelten Unternehmen Mohn Media, GGP Media und Vogel Druck. Das gilt auch für die bisher unter Be Printers geführten Tiefdruckaktivitäten in Deutschland und Großbritannien sowie die Offset- und Digitaldruckereien von Be Printers in den USA.

Die Führung der Gruppe übernehmen gemeinsam Axel Hentrei (bisher Arvato) und Bertram Stausberg (bisher Be Printers und Prinovis). Beide berichten als Geschäftsführer an den Vorstandsvorsitzenden von Bertelsmann, Thomas Rabe. Er bezeichnete die Umstrukturierung laut Mitteilung "als Meilenstein bei der Stärkung des Kerngeschäfts". Die bisherigen Marken sollen erhalten bleiben, auch seien durch die neue Struktur keine Arbeitsplätze gefährdet.

Anstoß für die bereits länger geplante Umstrukturierung ist die Komplettübernahme von Prinovis mit Standorten in Ahrensburg, Dresden, Nürnberg und Liverpool in England. Das Kartellamt muss der Übernahme der restlichen knapp 25 Prozent allerdings noch zustimmen. Das Medienunternehmen Axel Springer hatte zuletzt noch eine Minderheit an dem Tiefdruckspezialisten gehalten.

Komplexer Markt

Der Druck zählt bei Bertelsmann seit der Gründung des Familienunternehmens 1835 immer dazu. "Aber die Druckmärkte verändern sich. Neue Trends wird der neue Verbund auch nicht aufhalten", sagte Manager Hentrei am Donnerstag in Gütersloh. Die Nachfrage nach Prospekten und Katalogen sei allerdings ungebrochen. Das zeige aber auch, wie komplex das Geschäft sei. Während das Aus der Quelle- und Neckermann-Kataloge dem Geschäft mit dem Tiefdruck zusetzten, ist Ikea mit seinem Einrichtungskatalog weiterhin sehr erfolgreich. Dagegen seien die Märkte in Südeuropa seit Jahren rückläufig. Dort konzentriert sich die Tiefdruck-Nachfrage auf Magazine und Zeitschriften, deren Auflagen zurückgingen.

Nach Auskunft der Bertelsmann-Druckmanager habe sich der deutsche Markt nach einem Einbruch in den Jahren 2008 und 2009 deutlich erholt und sei stabil. "Was wir im Tiefdruck verlieren und beim Offset- und Digitaldruck gewinnen, hält sich ungefähr die Waage", sagte Stausberg.

Seit Jahren treibt Vorstandschef Rabe bei Bertelsmann die Wandlung von den klassischen Geschäftsfeldern hin zum Digital-Unternehmen voran. Mit 1,7 Mrd. Euro Umsatz trägt die Drucksparte bereits jetzt nur einen kleineren Anteil bei. Bertelsmann hat 2014 knapp 17 Mrd. Euro erwirtschaftet. Den größten Teil lieferte die RTL Group mit knapp 6 Mrd. Euro und das Buchgeschäft Penguin Random House mit 3,3 Mrd. Euro. (APA, 5.11.2015)