Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: APA / Keystone / Sigi Tischler

Pro
von Andrea Schurian

Ehrlich, wozu Herbst, wenn nicht Nebel? Ob hoch oder tief, ist ja nur pedantische Nebelfetzenzählerei. Weil: Hauptsache grau. Und trist. Unten wie oben. Soll meine Herbst-Depri denn gar keine Ursache mehr haben? Abgesehen davon ersäuft in dieser herbstgrauen Suppe instant das schlechte Gewissen darüber, dass man statt der Gehwerkzeuge lieber das Hirn trainiert (idealerweise etwa bei "Literatur im Nebel"). Und man muss auch seine wanderfaulen Kinder nicht im Morgengrauen aus dem Bett stampern, weil: so und so keine schöne Aussicht. Und Frischluft? Überbewertet.

Also lieber Licht dimmen, Hirn mit Nüssen und Buchstaben füttern, melancholisch aus dem Fenster in den Grauschleier blicken. Wer alle Hochnebel-Wetterwarnungen in den Wind schlägt, weil der Wandertrieb überhandnimmt, na ja, soll sich auch nicht grämen. Nirgendwo spielt sich "Arschloch" – ein unter Nachwüchsen sehr en vogues Kartenspiel mit klein wenig deftigem Namen – besser als in einer herbstumnebelten Almhütte. Und im Winter wedelt dann eh wieder die Sonne vom Ski-Berg herunter bis ins Tal.

Kontra
von Eric Frey

Es war eine typische Herbstwetterlage: Sonnenschein über 1000 Meter, aber tagelang Hochnebel im Donauraum. Sehnsüchtig nach Sonne setzten wir uns an einem Samstag ins Auto und fuhren zum Hocheck, dem einzigen Eintausender in der Umgebung Wiens. Wir folgten den Serpentinen der schmalen Mautstraße, doch der Nebel ließ nicht nach. Zum Gipfel hin wurde die Suppe dichter. Als wir dann auch noch die 13 Meter hohe Aussichtswarte bestiegen, schimmerten die Sonne und der blaue Himmel ein wenig durch das Grau – und verschwanden gleich wieder.

Hochnebel ist Betrug am Flachländer. Ich habe nichts gegen Schnee, Regen und echte Wolken. Leben besteht halt nicht nur aus Sonnenschein. Aber wenn Hochdruck herrscht und der ORF Traumbilder aus den Alpen zeigt, dann ist der Dauerdunst über der Stadt – sei es Wien, Graz oder Klagenfurt – nicht auszuhalten. An manchen Tagen gibt es Hoffnung, dass der Wind die Nebeldecke aufreißt; aber meist geht die Sonne dann schon unter. Ich glaube nicht an Weltverschwörungen, aber wohl an Wetterverschwörungen. (RONDO, 6.11.)