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Das Eigenheim lässt sich direkt vor Ort versichern, nämlich per Mausklick vom eigenen Computer aus. Einfache Produkte und Kostenvorteile sollen Online-Versicherungen zum Durchbruch verhelfen.

Foto: AP / Elaine Thompson

Wien – Innovation gegen Tradition – so heißt das Match, das derzeit die vielen Fintechs spielen. Egal, ob Zahlungsverkehr, Banking oder Veranlagung – kein Bereich der Finanzdienstleistungen wird von diesen Start-up-Unternehmen ausgelassen. Auch der Versicherungsbereich nicht. Hier heißt der neue Player L'amie direkt. Angeboten werden Eigenheim- und Haushaltsversicherungen für Privatkunden – der Abschluss erfolgt direkt im Netz.

Hinter L'amie direkt steht der britische Versicherer Lloyd's als Risikoträger, was dem neuen Anbieter Vertrauen im Markt bringen soll. Denn jeder Kunde habe damit die finanzielle Deckung durch einen der ältesten Versicherungen der Welt, heißt es.

Innovative Wege

Warum sich das Linzer Unternehmen ausgerechnet den Versicherungsbereich ausgesucht hat – in dem es in Österreich wahrlich nicht wenige Anbieter gibt? Und innerhalb der Versicherungen ausgerechnet auf ein Produkt gesetzt wird, das nahezu jeder Österreicher ohnehin schon hat? "Weil herkömmliche Versicherungen aufgrund ihrer Strukturen kaum innovative Wege gehen können", sagt Thomas Aumayr, der beim Direktversicherer für das Marketing zuständig ist, und weil Kunden mit der aktuellen Situation nicht zufrieden seien. Das habe eine Umfrage im Auftrag von L'amie direkt ergeben, der zufolge jeder dritte Kunde im Schadensfall schon einmal Probleme mit seiner Assekuranz hatte. Zudem leide laut Aumayr die "objektive Beratung durch den provisionsorientierten Vertrieb".

Mit einfachen Produkten und einem Kostenvorteil setzt L'amie direkt nun zum Angriff an. 44 Prozent der Österreicher können sich laut der L'amie-Studie auch vorstellen, eine Haushalts- oder Eigenheimversicherung online abzuschließen – bei Kostenvorteilen und günstigeren Prämien.

Pionierarbeit vonnöten

Die Versicherungsprodukte des neuen Anbieters sollen auch keine unerwarteten Ausnahmen haben. So sei es bei herkömmlichen Verträgen laut Aumayr immer wieder mal strittig, ob etwa eine Küche zum Haushalt gehört oder fixer Hausbestandteil ist und damit zum Eigenheim gehört. Im Schadensfall ist das für den Konsumenten aber keine unwesentliche Frage. Unterschiede wie diese gibt es bei L'amie direkt laut eigenen Angaben daher nicht.

Dass nun erst einmal Pionierarbeit vonnöten ist, dessen ist man sich bewusst. Denn der Online-Abschluss einer Versicherung stecke in Österreich erst in einer Anfangsphase – aber es gebe in diesem Bereich jedenfalls Potenzial, das es zu heben gelte. In Deutschland sieht das Umfeld etwas anders aus – dort gibt es bereits mehr als sechs Online-Anbieter am Versicherungsmarkt. Sein derzeitiges Angebot will L'amie direkt laufend ausbauen, und auch ganz neue Versicherungsprodukte will man entwickeln, heißt es aus dem Unternehmen. In welche Richtung dabei gedacht wird, wird noch nicht verraten.

Entstanden ist L'amie direkt aus der Integral Insurance Broker GmbH. Die Integral-Mitarbeiter sind auch für L'amie direkt tätig. Die Finanzierung erfolgt durch Eigenkapital bzw. durch die Personalunion ausschließlich selbst. 40 Mitarbeiter will man zum Jahreswechsel zählen.

Digitaloffensive

Die traditionellen Versicherer nehmen den neuen Anbieter noch gelassen wahr. Sie sehen sich bereits länger einer Digitaloffensive gegenüber und reagieren mit eigenen Online-Angeboten. Bei der Wiener Städtischen etwa ist die Webseite auch für mobile Endgeräte adaptiert, und einfache Produkte – wie etwa eine Reise- oder Studentenversicherung – können bereits online abgeschlossen werden. "Seit Herbst bieten wir auch Videoberatung an", sagt Ralph Müller, Vorstand der Wiener Städtischen, zum Standard. Dass man sich den Gewohnheiten der User anpassen muss, haben die Traditionshäuser jedenfalls verstanden und feilen an ihren Angeboten. (Bettina Pfluger, 5.11.2015)