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Heute bestellt, heute geliefert: Damit werben bereits einige Online-Versandhäuser. Damit dieses Versprechen dann auch eingehalten werden kann, müssen logistische Abläufe sehr genau aufeinander abgestimmt werden – kurze Distanzen, dezentrale Lagerstrukturen helfen.

Foto: Reuters / Jason Lee

Wien – Auch wenn man es kaum glauben mag: Das Internet ist nicht immer am schnellsten. So hält man im Geschäft ein Produkt häufig sofort in Händen. Wer hingegen online bestellt, muss meistens mindestens einen Tag lang warten. Das soll sich aber bald ändern. "Same Day Delivery" soll zum Alltag werden.

Solange die von Amazon angedachten Transportdrohnen nur Versuchsballons sind, ist der Onlinehandel aber weiterhin auf die üblichen Transportwege angewiesen. Dennoch spürt auch die Logistikbranche einen gewissen Druck, den Wunsch der Onlineanbieter zu erfüllen.

"Dieser Markt wächst gerade sehr schnell", erklärt Ludwig Hausmann von der Unternehmensberatung McKinsey, die unlängst eine Studie in Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Schweden zu dieser Entwicklung abgeschlossen hat. "Der Bereich E-Commerce ist im Moment ein großer Treiber – im Handel wie in der Logistik. Wir sehen jährlich Wachstumsraten im zweistelligen Prozentbereich. Noch schneller wächst der Markt für taggleiche Lieferung. Same Day Delivery ist ein Trend, den eigentlich kein Paketunternehmen ignorieren kann."

Auf diesen Zug springt man aber nicht so einfach auf, da es hierfür einer grundsätzlichen Umstrukturierung vertrauter logistischer Abläufe braucht. Eine Sendung am selben Tag ans Ziel zu bringen funktioniert auf dem üblichen linearen Weg von A nach B nicht.

Eigene Transportmittel

"Same Day Delivery hängt vor allem von der Lieferkette ab. Mit einem einzigen zentralen E-Commerce-Versandlager ist es relativ schwierig, die Lieferung am selben Tag zur Übergabe bereitzustellen. Da sollte man eher dezentral aufgestellt sein und muss die Bestände möglichst nahe am Verbraucher vorrätig haben", verrät Ralf Schweighöfer, Geschäftsführer von DHL Express Austria.

Das zeigt sich besonders bei einer Sparte, die wesentlicher Motor wie besondere Herausforderung für das Same-Day-Delivery-Geschäft ist: dem Lebensmittelhandel. Dort wird derzeit die Onlinebestellung forciert – rasche Zustellung inklusive.

Bei Billa, wo man diesen Service seit 2014 anbietet, setzt man auf einen eigenen Fuhrpark, berichtet Julia Stone, Leiterin von Billa-E-Commerce: "Die Abläufe müssen sehr gut aufeinander abgestimmt sein, damit eine schnelle Belieferung ermöglicht wird. Ein weiterer Faktor ist die Zustellung mit eigenen Transportmitteln. Nur wenn eigene Lieferfahrzeuge zur Verfügung stehen, die jederzeit abfahrbereit sind, können die Kunden wenige Stunden nach ihrer Bestellung beliefert werden." Kurze Distanzen, kleine Zeitfenster, dezentrale Lagerstrukturen – das Prinzip Same Day Delivery ist besser in der Stadt als auf dem Land aufgehoben.

Hier kommen dann auch die Botendienste per Fahrrad wieder vermehrt ins Spiel. Jedoch radeln auch die nicht so einfach um Hindernisse herum, die einer schnellen wie wirtschaftlichen Lieferung im Weg stehen, erklärt Paul Brandstätter, Geschäftsführer der Veloce Botendienste GmbH: "Wir geben kein Zeitfenster vor, sondern bieten dem Kunden die freie Auswahl. Die Herausforderung ist dabei, die unterschiedlichen Kundenwünsche und Aufträge so zu bündeln, dass trotzdem eine gute Auslastung unserer Fahrer und ein günstiger Preis für Händler und Endkunden möglich sind."

Software-Unterstützung ist da essenziell: Die Touren werden dynamisch disponiert, die Kuriere sind mit Tracking-Apps ausgestattet, und Algorithmen helfen beim Verteilen.

Sehr enges Zeitfenster

Das Zeitfenster, das Same-Day-Delivery-Lieferanten von den Kunden bekommen, ist häufig noch viel kleiner als ein einzelner Tag: Daher experimentiert die Österreichische Post AG nun mit einem neuen Zustellmodus: In Zusammenarbeit mit Porsche Austria und T-Systems erprobt man eine Lieferoption, die das Auto zum Briefkasten machen soll.

Die Idee: Via GPS-Ortung und einem speziellen Zugangssystem soll der Postler am Zielort den Pkw des Adressaten finden und im Fahrzeug das Paket deponieren können. Ende dieses Jahres soll sich entscheiden, ob diese Lösung bald zum Einsatz kommt. (Johannes Lau, 5.11.2015)