Bregenz – Erst zwölf Tage vor der Enthüllung des Vorarlberger Widerstandsmahnmals auf dem Bregenzer Sparkassenplatz hat die Stadt Bregenz Einladungen zu dem Anlass verschickt. Womit eine wesentliche Frage beantwortet wäre. Nämlich die, ob das Mahnmal, dessen Realisierung im Mai für Herbst 2015 in Aussicht gestellt worden war, auch tatsächlich errichtet wird. Denn in der Stadt war es recht ruhig geworden um das Gemeinschaftsprojekt von Stadt und Land Vorarlberg.

Als am 27. Oktober das Rahmenprogramm mit einer ersten Podiumsdiskussion zu regionaler Erinnerungskultur startete und immer noch kein Enthüllungstermin kommuniziert war, kamen selbst bei Insidern Zweifel auf. Schließlich ist es kein Geheimnis, dass das Projekt ein ungeliebtes ist. Ursprünglich sollte das Mahnmal dezidiert den Opfern der NS-Militärjustiz gewidmet werden. Ein Deserteursmahnmal war in Vorarlberg aber nicht erwünscht.

Man fand einen Kompromiss, nannte das Denkmal Widerstandsmahnmal und erinnert nun an Menschen, "die dem nationalsozialistischen Unrechtsregime den Gehorsam verweigert oder aufgekündigt haben: im Besonderen an Wehrdienstverweigerer und Deserteure".

Fallblätter zur Erinnerung

Am Donnerstag wird nun in Bregenz das technisch sehr aufwendige Mahnmal installiert. Nataša Sienčnik, eine junge Kärntner Slowenin, hatte zu dem Wettbewerb das Projekt "Fallblattanzeige" eingereicht und die Jury überzeugt. In einem zentral gelegenen Schaukasten wird die Künstlerin ihre Installation einrichten.

Die "Fallblattanzeige" ist eine computergestützte Maschine, die, an alte Anzeigetafeln auf Bahnhöfen erinnernd, hundert Namen und Schicksale von Menschen aufzeigt, die sich gegen das NS-Regime gestellt haben. Der Datensatz kann je nach historischen Erkenntnissen aktualisiert werden, "nichts ist in Stein gemeißelt", sagt Sienčnik. Zur Enthüllung am 14. November wird die Philosophin Ágnes Heller sprechen.

Umfangreiches Rahmenprogramm

Das von dem Politologen Thomas Geldmacher kuratierte und vom Land finanzierte Rahmenprogramm thematisiert zwei Monate lang mit Vorträgen, Filmen und Diskussionsrunden Desertion und Erinnerungskultur. Die nächste Veranstaltung widmet sich am Mittwochabend im Vorarlberg-Museum den Folgen von Vernichtung, Verfolgung und Flucht für nachkommende Generationen. (Jutta Berger, 3.11.2015)