Christian Höbart.

Foto: ROLAND SCHLAGER

Als Freiheitlicher hat man es im schwarz dominierten Niederösterreich nicht einfach: Hier hat die FPÖ am längsten gebraucht, um in den Landtag zu kommen, hier hat sie 2013 sogar gegen den Trend Stimmen und Mandate verloren.

Diese Schwäche versuchen FP-Landesparteichefs mit besonderer Kraftmeierei zu überspielen. In schlechter Erinnerung ist noch, als Harald Ofner 1983 dem damaligen Landeshauptmann drohte, ihn "wie einen Hendldieb" zu verfolgen (Ofner war damals Justizminister); in noch schlechterer der Landesparteitag 2000, auf dem Landesparteichef Ernest Windholz alte Kameraden mit dem SS-Wahlspruch "Unsere Ehre ist Treue" auszeichnete. In jenen Jahren wurde der aktuelle Landeschef Christian Höbart, der an der HTL Mödling zum Wirtschaftsingenieur ausgebildet wurde und dann im Management von Softwarefirmen arbeitete, politisiert. Er stellt sich, obwohl nur geschäftsführender Landesparteichef (formell führt die Partei Walter Rosenkranz), würdig in die Reihe seiner Vorgänger.

Zur FPÖ ist er zur Zeit der schwarz-blauen Koalitionsregierung gestoßen, als Begründung nennt er "aktiven Einsatz für meine Heimat und mein Vaterland". Die FPÖ schwächelte in jenen Tagen nicht nur im Land unter der Enns – aber im Windschatten von Heinz-Christian Strache gab es die Chance auf raschen Aufstieg.

Höbart nutzte sie im Heimatbezirk Mödling und in der Gemeinde Guntramsdorf, kam 2008 in den Nationalrat, wo er zur Freude des unter Johann Gudenus auf Rechtskurs getrimmten Rings Freiheitlicher Jugend (RFJ) Jugendsprecher wurde.

Als Vater zweier Kinder wetterte er gegen Drogengebrauch (den er SP-Funktionären unterstellte) und "sogenannte 'Gangsta Rapper' aus dem Ausländermilieu" sowie gegen die "demokratiefeindliche Gesinnung mancher moslemischer Religionslehrer". 2012 regte er die chemische Sterilisation von Pädophilen an. Kurz danach empfahl er eine "Schnupperhaft" als Schocktherapie für jugendliche Straftäter. Im Vorjahr schrieb er Asylwerbern in Traiskirchen ins Stammbuch (genauer: auf Facebook): "Skandalöserweise wissen es diese ganzen 'Erd- und Höhlenmenschen' nicht zu schätzen, dass sie hier bestes Essen, neue Kleidung und sonstigen Firlefanz bekommen!"

Das war selbst Strache zu viel. Konsequenz: wie üblich keine. Zur aktuellen Bezeichnung von Flucht als "lustige Seefahrt" gibt es sogar eine Solidaritätsseite auf Facebook. (Conrad Seidl, 2.11.2015)