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Der Reinerlös des Life Ball 2015 betrug 2,3 Millionen Euro. Trotz des Ausfalls 2016 seien die Hilfsprojekte finanziell abgesichert.

Foto: REUTERS/Leonhard Foeger

Wien – Kommendes Jahr findet erstmals seit 1993 kein Life Ball statt. Man wolle sich "in jeder Hinsicht neu erfinden", sagte der Organisator des Events, Gery Keszler, in einem am Montag veröffentlichten Video, in dem er die Neuigkeit verkündete. Im Mai 2017 werde es wieder einen Life Ball im Wiener Rathaus geben. Für dessen Neuausrichtung wolle man seine Kräfte bündeln und erarbeite mit Beratern gemeinsam eine Neukonzeption. Das Red Ribbon Celebration Concert und der First Ladies Luncheon werden im kommenden Jahr sehr wohl über die Bühne gehen.

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Die österreichischen Aidshilfe-Projekte seien aber finanziert. In Bezug auf für 2016 geplante HIV/Aids-Projekte internationaler Partnerorganisationen "sind bereits in den Jahren 2014 und 2015 Fördergelder zur Auszahlung gelangt", hieß es zudem auf Nachfrage aus dem Pressebüro. Dort wurde versichert, dass weder große Sponsoren ausgefallen seien, noch andere Zahlungsprobleme vorlägen. Es gebe auch keine Konflikte irgendwelcher Art. "Wir schauen alle voller Motivation auf das Jahr 2017", hieß es.

"Nur noch um die Party"

Keszler hatte beim Life Ball im vergangenen Mai seine eigene HIV-Infektion öffentlich bekannt gemacht und fügte nun in seiner Videobotschaft hinzu, dass es ihm gesundheitlich sehr gut gehe. Allerdings überlege er sich "immer wieder, wie man dem Life Ball mehr Tiefe verleihen könnte". Schon bei seiner Rede auf dem Event im Mai drückte er seine Ängste aus, dass es "nur noch um die Party" gehe – und weniger um den ernsten Hintergrund wie die Ausgrenzung von Betroffenen.

Außerdem zeigte sich Keszler in jener Ansprache enttäuscht darüber, dass bei der Charityversteigerung vor dem Ball nur "ein Bruchteil" vom Vorjahresergebnis erreicht wurde. Der Reinerlös der gesamten Veranstaltung betrug heuer 2,3 Millionen Euro. Anlässlich dieser Nachricht sagte Keszler Ende Mai noch, der Ball in diesem Jahr gebe ihm "sehr viel Motivation für den Life Ball 2016, auf dem wir uns wieder neu erfinden werden". Die American Foundation for Aids Research (amfAR) sammelte etwa bei ihrer Promi-Gala 2015 anlässlich der Filmfestspiele in Cannes mehr als 30 Millionen Dollar an Spendengeldern.

1993 erster Life Ball

Vor 23 Jahren gründete Keszler gemeinsam mit seinem Freund Torgom Petrosian den Verein Aids Life. Am 29. Mai 1993 fand der erste Life Ball im Rathaus statt, auf dem Jahr für Jahr Spenden für den Kampf gegen die Immunschwächekrankheit Aids gesammelt wurden. Petrosian erlebte nur das erste Event dieser Art, er starb noch im selben Jahr.

Stars als Stammgäste

Die Charity-Veranstaltung wuchs zu einem Mega-Event heran. Seit 2006 kooperiert der Life Ball mit großen internationalen Aids-Hilfe-Organisationen, darunter Amfar oder die Clinton Foundation HIV/Aids Programme (CHAI), wodurch der frühere US-Präsident Bill Clinton zum Stammgast wurde. Zahlreiche Künstler, darunter Elton John, Liza Minelli, Sharon Stone und Sean Penn, besuchten den Ball.

Bei Wien Tourismus heißt es, der Ausfall der mit dem Ball verbundenen Nächtigungen sei verkraftbar. Der Life Ball stelle für Wien eine einzigartige Möglichkeit des Imagegewinns dar, ein einmaliger Ausfall lasse keine Auswirkungen befürchten. Das Event fehle, aber er falle aus gutem Grund aus. Laut einer von der Wirtschaftskammer in Auftrag gegebenen Studie löste der untersuchte Life Ball 2011 eine Wertschöpfung von 9,7 Millionen Euro aus, 4,2 Millionen Euro davon in Wien. (spri, krud, 2.11.2015)