Wien – Ihr jüngster Klient sei ein Jahr alt gewesen. Die Mutter habe das Baby, als sie in ihrer Heimat Ruanda verschleppt und vergewaltigt wurde, unter dem Bett versteckt, um es vor ihren Peinigern zu schützen, erzählt Sonja Brauner, Kindertherapeutin im gemeinnützigen Betreuungszentrum für Kriegs- und Folteropfer Hemayat.
Dieser Fall sei drastisch, aber kein Einzelfall: 300 traumatisierte Menschen stünden auf der Warteliste von Hemayat, davon etwa 80 Minderjährige. Betroffene müssten bis zu einem Jahr auf einen Therapieplatz warten, weil es dem Verein an Geld fehle.
Ein Bilderbuch soll für dieses Problem nun öffentliche Präsenz schaffen, aber den Kleinen auch ein Gefühl von Sicherheit und Normalität vermitteln – auch, indem ihre Erstsprachen anerkannt werden. "Große Reise. Mungst", aus Mut und Angst zusammengesetzt, erzählt in Deutsch, Arabisch, und künftig auch in Dari und Russisch, von einem Buben auf Reisen, der ein geliebtes Stofftier zurücklassen muss. Das Buch wird an Flüchtlingskinder verteilt – etwa bei Hemayat, in Traiskirchen oder an den Bahnhöfen. Bis Sonntag wird es im Wiener Zoom Kindermuseum präsentiert. (cmi, 30.10.2015)