Der Chef des Arbeitsmarktservice, Johannes Kopf, meint, dass für Flüchtlinge flächendeckend Deutschkurse ab dem ersten Tag angeboten werden sollten. Das sei eine ganz wichtige Maßnahme zur Integration. Diese Forderung klingt so logisch wie selbstverständlich, dass man sich fragt, warum es das nicht schon längst gibt. Und eigentlich haben wir einen Außenminister, der auch für Integration zuständig ist. Sebastian Kurz ist sein Name, und er hat diese Deutschkurse nicht umgesetzt. Es wurde viel darüber geredet, aber weniger getan. Ein Grundproblem unserer Politik. Allerdings: Kurz hat auch die Idee von Parteifreundin und Innenministerin Johanna Mikl-Leitner, einen Grenzzaun zu errichten, unterstützt. So gesehen kann man nur froh sein, dass nicht gleich alles umgesetzt wird, worüber geredet wird.

Deutschkurse gibt es, auch solche ab Tag eins, wie das Kopf fordert. Sie werden allerdings nicht von staatlichen Institutionen angeboten, sondern von privaten Initiativen und Vereinen, die sich in der Flüchtlingsbetreuung engagieren. Wer sich dagegen darum bemüht, für Flüchtlinge, auch für solche, deren Asylverfahren bereits positiv abgeschlossen wurden, über offizielle Stellen einen Deutschkurs zu organisieren, wird wochen- und monatelang im Kreis geschickt.

Die Zivilgesellschaft springt dort ein, wo der Staat auslässt, nicht mehr kann oder noch nicht will. Das Engagement dieser Menschen ist auch ein wunderbares Gegengewicht zu jenen, die zu Hause sitzen, nichts tun und ihren Hass über das Internet verbreiten. In den Flüchtlingsheimen und den Quartieren und Stationen entlang der Transitrouten arbeiten tausende ehrenamtliche Helfer, die es als ihre Pflicht sehen, für andere Menschen da zu sein und anzupacken. Sie tun das unentgeltlich und gerne, aber auch bis an den Rand der Erschöpfung und Überforderung.

An den Bahnhöfen, den Grenzübergängen und in den Flüchtlingsunterkünften haben auch Ärzte straffe Dienstpläne erstellt, sie versorgen auf eigene Faust in ihrer Freizeit die Flüchtlinge. Ganz ohne Pathos formuliert: Der Lohn der Helfer ist die Dankbarkeit jener, denen geholfen wird, und die Gewissheit, etwas Gutes und Sinnvolles getan zu haben. Vom Staat und von den Politikern wird dieser Dank nicht formuliert. Selbst da muss die Zivilgesellschaft einspringen. Da klopft der eine dem anderen anerkennend auf die Schulter – und kommt ohne Kanzler und Minister aus. Aber das klappt dann wenigstens. (Michael Völker, 30.10.2015)