Lucky (Kai Malina), einer der Obdachlosen am Seeufer.

Foto: ORF/ARD/Johannes Krieg

Es weihnachtet in "Konschtanz", nicht sehr, aber ein bisschen. Da holpert ein Kinderwagerl mitsamt alkoholisierter, in einen silbernen Hauch von Nichts gehüllter Mutter durchs nächtliche Niemandsland. Ein Josef ist ebenso wenig zu sehen wie eine Herberge. Durch die Nacht zischt kein Stern für drei Könige, sondern eine Axt.

Diese wird im Laufe der folgenden eineinhalb Stunden das Ermittlerduo Klara Blum und Kai Perlmann in der Frage entzweien, ob es eigentlich brutaler sei, ihre stumpfe oder ihre scharfe Seite für einen Mord zu verwenden. Es ist eines der letzten Probleme, denen sich Eva Mattes und Sebastian Bezzel stellen müssen, bevor der Bodensee-Tatort 2016 ausläuft.

Den aktuellen als abgedrehte Variation der Weihnachtsgeschichte zu lesen ist indes eher eine freiwillige Übung. Das Fest der Liebe mit seinem rötlichen Kitsch liegt zwar in der Luft, ist aber keine echte Lösung. Das legt schon der bläuliche Titel nahe: Côte d’Azur.

So nennt sich ein Bretterverschlag unter der Brücke, der einer Gruppe von Obdachlosen als Unterschlupf dient, dem Punk in der zweiten Generation ebenso wie dem Ex-Zirkusartisten. Und dorthin – wo die Herzen oft weicher sind als die Umgangsformen – führen weiße Barthaare und rote Stofffasern die Ermittler zunächst. Der dortige Rauschmittelkonsum erschwert deren Arbeit, ist diesmal aber das geringere Problem.

Dass Drogen jedoch ebenfalls keine Lösung sind, hat Re gisseur Ed Herzog mit einer recht eindringlichen Verbildlichung des Entzugs deutlich gemacht. Schöner anzuschauen ist die Zerrissenheit Mattes’ zwischen mütterlichen Gefühlen und ermittlerischer Strenge der bedauernswerten Süchtigen gegenüber. (Roman Gerold, 31.10./1.11.2015)