Rockstar-Schulung mit Austrofred.

Foto: Pertramer / Rabenhof

Wien – Motivationsseminare gehören zum Spätkapitalismus wie die Reitpeitsche zum Pferderennen. Aber warum sich von Ex-Olympioniken, WM-Teilnehmern oder Extrembergsteigern in den Hintern treten lassen, wenn man das für ein vergleichsweise kleines Geld auch von einem echten Champ haben kann? Der Austrofred – Österreichs selbsternanntes musikalisches Aushängeschild – hat im Rabenhof soeben seine Academy für angehende Rockstars eröffnet.

Konservator, Überbrücker und Erneuerer

Seit über 15 Jahren zeigt Franz Adrian Wenzl mit seiner Bühnenfigur Austrofred was aus Freddie Mercury hätte werden können, wäre er nur in Steyr geboren. Als Heiland erschien er dem Austropop in dessen schlimmsten Stunden (1990er). Als Konservator, Überbrücker und Erneuerer hat er die heimische Poptradition fast im Alleingang ins neue Jahrtausend hinübergerettet. Irgendjemand musste es ja machen – denn die glorreiche Generation '78 hatte sowohl im Sport als auch im Pop selbstzufrieden auf den Nachwuchs vergessen.

Heute scheint dieses Tal freilich durchschritten. Weil Austrofred aber schon über sich und andere Größen wie Kreisky, Wanda und den Nino aus Wien hinausdenkt (und ein kleines Zubrot auch nicht schlecht ist), gibt der Meister seine geballte Rockstar-Erfahrung nun in einem Seminar weiter. Jede Popakademie und Castingshow in den Schatten stellend, erklärt Austrofred am Flipchart und Rednerpult, worauf es wirklich ankommt im Entertainmentgeschäft.

Eigenes und Fremdes

Maßgebliche Voraussetzungen zum Erlernen des Rockkünstler-Berufs, von der Voice über den Body bis zur mentalen Stärke und dem unerlässlichen B-Führerschein, werden hier erarbeitet. Dazu bietet Austrofred neben eigenem Liedwerk und Sexappeal auch reichlich fremdes Anschauungsmaterial: Er zeigt auf, was Michael Jackson beim Styling gut und Wolfgang Ambros eher schlecht gemacht hat, enthüllt, dass Queen einst schamlos Opus kopierten, Joe Zawinul heimlich ÖSV-Pullis trug und Bilderbuch beim Posing schon einmal an die EAV erinnern.

Wer nach diesen eineinhalb schweißtreibenden Stunden von den Unterweisungen des Champions noch nicht genug hat, kann auch auf sein kürzlich erschienenes Buch Pferdeleberkäse (Czernin) zurückgreifen. Nichts geht über gutes Merchandise! Live ist der Austrofred einmal mehr eine Wucht – das lässt auch so manchen mauen TV-Beitrag vergessen. Spannend, spontan und schön dilettantisch vom ersten Flipchart-Blatt bis zum Ausfüllen des Evaluierungsfragebogens leistet Austrofred mit seiner Academy Unerlässliches für dieses Land. Man wird es ihm einst danken müssen. (Stefan Weiss, 30.10.2015)