Noch hält die Achse Merkel–Faymann. Sie telefoniert mit ihm, er telefoniert mit ihr. Aber eine Ebene darunter kriselt es gewaltig. Bayerns CSU-Politiker, von Horst Seehofer abwärts, bezichtigen Österreich der Flüchtlingstrickserei.

Auch der deutsche Innenminister Thomas de Maizière stimmt in die Kritik an Österreich ein. Die Nachbarn würden unkoordiniert Asylwerber an die bayrische Grenze bringen und sogar zum klammheimlichen Übertritt ermutigen. Allerdings haben die Bayern, an sich vernünftig, ihrerseits die Einlassgeschwindigkeit gedrosselt, um besser Registrierungen vornehmen zu können.

Die Begriffe "Österreicher" und "Schlawiner" stehen im Raum. Wenn aber an der deutschen (bayrischen) Grenze ein Rückstau entsteht, dann kann Österreich nicht mehr so flott durchwinken.

Was tun? Wir bauen in Spielfeld, links und rechts des Grenzübergangs zu Slowenien, ein paar Kilometer Zaun. In der unsterblichen Wortschöpfung unseres Kanzlers Werner Faymann: "Kein Zaun wie in Ungarn, sondern ein Türl mit Seitenteilen."

Mit Wohlwollen betrachtet, kann man damit – und mit einigen anderen "baulichen Maßnahmen" – den Flüchtlingszustrom besser ordnen. Aber das erzeugt natürlich einen Rückstau in Slowenien. Und so weiter, über Kroatien, Serbien, Mazedonien bis Griechenland.

Eine Notmaßnahme. Wir werden sehen, was daraus wird. (Hans Rauscher, 28.10.2015)