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"Es hat sich ausgezahlt", sagt Rainer Wimmer, Bundesvorsitzender der Gewerkschaft Pro-Ge.

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Der KV-Abschluss sei "vertretbar", sagt Christian Knill, der Obmann des Fachverbandes der Maschinen- und Metallwarenindustrie (FMMI).

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Wien – Nach einem mehr als 24-stündigen Kollektivvertrags-Verhandlungsmarathon haben sich die Sozialpartner am Mittwoch in der 3. Runde auf einen Abschluss für die 120.000 Beschäftigten der Maschinen- und Metallwarenindustrie geeinigt. Ab November gibt es um 1,5 Prozent mehr Lohn. Die KV-Abschlüsse in der Metallbranche gelten als Richtschnur für andere heimische Branchen.

Geeinigt haben sich die Sozialpartner auch auf eine Freizeitoption – mehr Freizeit statt mehr Geld – und ein neuartiges "Zeitkonto". Mit der aktuellen Runde ist rein von der Verhandlungszeit ein neuer Rekord aufgestellt worden. Arbeitgeber und -nehmer hatten seit gestern Vormittag durchverhandelt.

Freizeitoption kommt

Der KV-Chefverhandler der Gewerkschaft, Rainer Wimmer (Pro-Ge), zeigt sich mit dem Ergebnis zufrieden. "Es hat sich ausgezahlt", sagte Wimmer nach dem Ende des 24-Stunden-Verhandlungsmarathons in Wien.

Das neue dreistufige Arbeitszeitmodell mit einem Zeitkonto inklusive Zeitzuschlägen sei "sehr innovativ", so Wimmer. "Es ist ein Modell, das der Realität angepasst wurde." Auch die Einführung der bereits öfter diskutierten Freizeitoption – also keine KV-Erhöhung und dafür mehr Freizeit – wertete er als Erfolg für die Gewerkschaft. Bei der Elektro- und Elektronikindustrie gibt es dieses Modell seit 2014. Der einzelne Arbeitnehmer kann selbst zwischen mehr Geld oder mehr Freizeit wählen.

Auf eine 6. Urlaubswoche für alle nach 25 Jahren Arbeit konnten sich die Sozialpartner nicht einigen. Das Thema bleibt aber auf der Agenda der Gewerkschaft. Ob es vor dem Arbeitsmarktgipfel am kommenden Freitag Druck gegeben habe, sich auf einen Abschluss zu einigen, verneinte Wimmer. "Wir lassen uns von niemanden drücken."

"Schwankungen abdecken"

Die Arbeitgeber haben den KV-Abschluss trotz der "schwierigen Marktlage" als "vertretbar" bezeichnet. Das neue flexiblere Arbeitszeitmodell sei "ganz gut", betonte der Chefverhandler der Arbeitgeberseite, Christian Knill, nach dem mehr als 24-stündigen Verhandlungsmarathon am Mittwoch.

"Das neue Arbeitszeitmodell hat deutliche Vorteile gegenüber bestehenden", sagte Knill, der als Obmann des Fachverbandes der Maschinen- und Metallwarenindustrie (FMMI) die Arbeitgeberseite in den Verhandlungen vertrat. Man sei "sehr froh" über die Einigung, ein einfacheres Model wäre aber noch besser gewesen. Mit dem neuen Arbeitszeitmodell könnten die Unternehmen "Spitzen oder Unterauslastung besser abdecken" und "Schwankungen besser ausgleichen", erklärte der Arbeitgebervertreter.

Bis zu 167 Überstunden

Auf dem Arbeitszeitkonto können Minus- und Überstunden für ein Jahr angesammelt werden. Bis zu 167 Überstunden können auf dem Konto gesammelt werden, ab Stunde 61 bis 100 gibt es einen Zeitzuschlag von 10 Prozent und darüber hinaus einen Zuschlag von 20 Prozent. Bis zur 60. Stunde gibt es keinen Zuschlag. Insgesamt 40 Stunden können ins nächste Jahr (Durchrechnungszeitraum) mitgenommen werden. Die restlichen Stunden müssten entweder abgebaut oder ausbezahlt werden, hieß es von der Gewerkschaft. Die Arbeitgeberseite wollte Details zum neuen Arbeitszeitmodell noch nicht kommentieren, weil noch nicht alles fixiert ist.

Die fixierte freiwillige Freizeitoption – mehr Freizeit statt KV-Erhöhung – und der 31. Dezember als Urlaubstag sei für die Arbeitgeberseite nicht so ein großes Thema gewesen, sagte Knill. Die KV-Erhöhung von 1,5 Prozent würde im Rahmen der Freizeitoption rund 3,5 Urlaubstagen entsprechen. Als Referenz-Inflationsrate in Österreich wurden 1,1 Prozent angenommen. Auch die Lehrlingsentschädigungen sowie Zulagen und Aufwandsentschädigungen werden um 1,5 Prozent erhöht.

Leitl zufrieden

Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl lobte die "Lösungskompetenz" der Verhandler "auch in schwierigen Zeiten". "Es ist der Umsicht und Beharrlichkeit der Verhandlungspartner geschuldet, dass ein guter Kompromiss erzielt werden konnte", bedankte sich Leitl bei den Chefverhandlern Knill und Wimmer. Die Industriellenvereinigung zeigte sich mit dem "für beide Seiten vertretbaren Konsens" zufrieden.

Die erzielte Einigung über eine Lohnerhöhung von 1,5 Prozent sei "gerade noch vertretbar", erklärte der Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV) ,Christoph Neumayer, in einer Aussendung. Entscheidender sei aber, dass "es endlich gelungen ist, bei der dringend notwendigen flexibleren Gestaltung von Arbeitszeiten endlich etwas weiterzubringen". (APA, 28.10.2015)