Kino unter der Woche vormittags oder am frühen Nachmittag: In der Viennale-Zeit nehme ich mir alle Freiheiten heraus.

Foto: standard/Robert Newald

Es hat den Hauch des Verbotenen, Unerlaubten. Das Gefühl, etwas Verbotenes zu tun, Grenzen zu überschreiten. Mein Kopf sagt, du solltest jetzt arbeiten oder sonst etwas Produktives tun wie alle anderen Menschen auch. Mein Bauch und mein Herz sagen – geh ins Kino.

Es ist ein gutes Gefühl. Das besondere Viennale-Gefühl, das sich schon auf dem Weg ins Kino einstellt. Es ist die fünfte Jahreszeit in Wien, die Viennale, eine Art "Best of Herbst".

Ich nehme mir alle Freiheiten heraus. Die Freiheit, unter der Woche vormittags oder am frühen Nachmittag ins Kino zu gehen, nach Belieben Gummibärchen zu futtern oder mit den selten gewordenen Schoko-Minz-Rollen zu rascheln. Auch wenn der Film schwierig, anspruchsvoll oder verstörend ist, sogar wenn er mich zum Weinen bringt – um diese Zeit ins Kino zu gehen ist purer Genuss. Ich nehme mir diese Freiheit, jedes Jahr aufs Neue. Und heuer ganz besonders intensiv und ganz besonders leidenschaftlich gerne.

Mit Auftrag

Denn ich darf mich, als Teil einer Fünfer-Jury, gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kollegen für einen Film starkmachen. Mich ins Zeug legen für einen Film, der noch keinen Verleih gefunden hat. Dieser Auftrag hat für mich ein völlig neues Gefühlserlebnis zur Folge – die sinnliche Freude am Film kombiniert mit dem Wissen, mit dem eigenen freudvollen Tun anderen von Nutzen zu sein. Und das fühlt sich gut an. (Ulrike Bittmann, 27.10.2015)