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Schneiden, schweißen, hämmern: In der dritten Runde ihrer Kollektivvertragsverhandlungen widmeten sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer erstmals Sachthemen. Die Prozente bleiben noch ausgeklammert.

Foto: APA / Jan-Peter Kasper

Wien –Der Zeitpunkt hätte passender nicht sein können: Rechtzeitig zum dritten Verhandlungsmarathon der Metaller-Herbstlohnrunde zeichnete die Industriellenvereinigung (IV) am Dienstag ein trübes Bild der Industriekonjunktur. Noch reichten die Auftragsbestände, um die Produktionskapazitäten auszulasten. Auftragsmangel herrscht laut IV-Umfrage unter ihren Mitgliedsbetrieben nur bei jedem zwanzigsten Unternehmen. Aber: Man entferne sich immer weiter von den für eine Aufschwungphase typischen Niveaus, sodass sich bei anhaltender Schwäche bereits zum nächsten Umfragetermin ein sprunghafter Anstieg abzeichne, warnte IV-Chefökonom Christian Helmenstein in einer Pressekonferenz.

Erodiert sind demnach die Auslandsaufträge (von 41 auf 36 Punkte). Österreichische Exporteure haben Schwierigkeiten, ihre Marktposition trotz Euro-Schwäche, die Preisvorteile bringt, zu halten. Die Folgen: Die Produktionsplaner fahren auf Sicht, Investitionen werden verschoben. Helmenstein sieht die Bruttoanlageinvestitionen sogar schrumpfen und insgesamt "eine Trendumkehr", aber "leider eine negative".

"Rückfall in die Lethargie"

Insgesamt drohe Österreich "ein Rückfall in die Lethargie", die Konjunktur dümple dahin, assistierte IV-General Christoph Neumayer. Das IV-Konjunkturbarometer zur Entwicklung in sechs Monaten sei auf den niedrigstem Wert seit Ende 2014. Besserung sei nicht in Sicht, die Abschwächung der Konjunktur in China und den USA mache das "Szenario eines konjunkturell schwachen Jahresauftakts 2016 mehr als wahrscheinlich" – obwohl Rohstoff- und Energiepreise sinken.

An den Mienen der Arbeitgeberverhandler der Maschinen- und Metallwarenindustrie spiegelten sich diese schlechten Nachrichten bei Verhandlungsbeginn am Dienstagvormittag nicht wider. In der ersten Sitzungspause am Nachmittag überwogen die Signale von konstruktiven Gesprächen über das sogenannte "Bandbreitenmodell" zur Abfederung von produktionsbedingten Arbeitsspitzen, ohne dass Überstundenzuschläge anfallen. Arbeitszeitflexibilisierung entsteht insofern, als Mehrarbeitsstunden in ein Stundenkonto "hineingearbeitet" werden und diese binnen 52 Wochen in Form von "Zeitausgleich in mehrtägigen zusammenhängenden Zeiträumen" verbraucht werden.

Wird die Wochenarbeitszeit (inklusive Überstunden) auf vier zusammenhängende Tage konzentriert, kann die tägliche Normalarbeitszeit zehn Stunden betragen. Bei einem längeren Durchrechnungszeitraum wird der Zeitausgleich in mehrwöchigen zusammenhängenden Zeiträumen verbraucht.

160 Stunden am Konto

Aus Verhandlerkreisen erfuhr DER STANDARD, dass das Stundenkonto bis zu 160 Stunden umfassen soll. Kann das Zeitguthaben binnen Jahresfrist nicht verbraucht werden, leben Überstundenzuschläge wieder auf. Um ihre Höhe wurde gefeilscht. Dem Vernehmen nach verlangen die Arbeitnehmervertreter rund um Rainer Wimmer (Proge) und Rudolf Wagner (GPA) 66 Prozent. Die Schmerzgrenze der Arbeitgeber war freilich bereits mit 50 Prozent überschritten. Ein weiterer Stolperstein: Die Gewerkschafter wollen die Bandbreite in allen sechs Metallfachverbänden, weil auch die Forderungen der Arbeitgeber gleichlautend seien.

Nächster Verhandlungstermin ist voraussichtlich der 5. November. (ung, APA, 28.10.2015)