Franz Beckenbauer hat sich in der WM-Affäre vor der externen Untersuchungskommission des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) erklärt und eine Manipulation bei der Vergabe der WM 2006 bestritten. "Es wurden keine Stimmen gekauft, um den Zuschlag für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 zu bekommen", teilte der 70-Jährige am Montagabend in einer Stellungnahme mit.

Gleichzeitig räumte Beckenbauer eine Vereinbarung mit dem Weltverband Fifa ein, um im Gegenzug einen Finanzierungszuschuss für die Organisation des Turniers zu bekommen. Dies wertete er nun als Fehlverhalten des Organisationskomitees. "Um einen Finanzierungszuschuss der Fifa zu erhalten, wurde auf einen Vorschlag seitens der Fifa-Finanzkommission eingegangen, den die Beteiligten aus heutiger Sicht hätten zurückweisen sollen. Für diesen Fehler trage ich als Präsident des damaligen Organisationskomitees die Verantwortung", so Beckenbauer.

Keine weiteren Äußerungen

Zwar nannte Beckenbauer keine Zahlen, dennoch bestätigte er mit seiner Erklärung Aussagen von DFB-Präsident Wolfgang Niersbach. Der 64-Jährige hatte am Donnerstag mit Hinweis auf persönliche Erinnerungen von Beckenbauer an ein Treffen 2002 mit Blatter in der Zentrale der Fifa eine angebliche 6,7-Millionen-Euro-Zahlung des früheren Adidas-Chefs Robert Louis-Dreyfus erläutert. Demnach hätte Blatter die Zahlung gegenüber Beckenbauer zur Bedingung für einen spätere 170-Millionen-Euro-Zuschuss der Fifa für die deutschen WM-Macher erklärt, ehe Dreyfus für das WM-OK gegen einen Schuldschein Beckenbauers in Vorleistung gegangen wäre. 2005 sollen die WM-Organisatoren das Geld über den Umweg Fifa als Beitrag zu einem Kulturprogramm an Dreyfus zurückgezahlt haben.

Eine weitere Erklärung will Beckenbauer vorerst nicht abgeben. Beckenbauer hatte die Korruptionsvorwürfe des Spiegel gegen die WM-Macher im Zusammenhang mit dem Zuschlag für Deutschland im Juli 2000 bereits kurz nach ihrer Veröffentlichung zurückgewiesen.

Die Erklärung von OK-Chef Franz Beckenbauer zu den Vorwürfen im Zusammenhang mit der WM 2006 im Wortlaut:

"Ich habe mich bereits vergangenen Donnerstag gegenüber der externen Untersuchungskommission des DFB bereit erklärt, Rede und Antwort zu stehen. Heute gab es diese Anhörung in München, bei der ich sämtliche Fragen der Kommission beantwortet habe.

Es ist mir wichtig, Folgendes klarzustellen:

1. Es wurden keine Stimmen gekauft, um den Zuschlag für die Fußballweltmeisterschaft 2006 zu bekommen.

2. Um einen Finanzierungszuschuss der Fifa zu erhalten, wurde auf einen Vorschlag seitens der Fifa-Finanzkommission eingegangen, den die Beteiligten aus heutiger Sicht hätten zurückweisen sollen. Für diesen Fehler trage ich als Präsident des damaligen Organisationskomitees die Verantwortung.

Um die weiteren Befragungen nicht zu beeinträchtigen, werde ich mich anders als andere Beteiligte, deren Verhalten ich teilweise als unsäglich empfinde, derzeit nicht weiter äußern. Damit entspreche ich auch einer Bitte der externen Untersuchungskommission." (sid, 26.10.2015)