Wolfgang Ambros, flankiert von Günter Dzikowski (links) und Roland Vogl (rechts), im Theater am Spittelberg in Wien.

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Wien – Es kam, wie es kommen musste. "Schifoan" war die allerletzte Zugabe. Doch das zu singen hatte Wolfgang Ambros am Sonntagabend keine Lust mehr, also ließ er das Publikum zum Abschluss sich selbst vergnügen. Davor aber war das ausverkaufte Konzert einer der Höhepunkte des diesjährigen "Wien im Rosenstolz"-Festivals im Wiener Theater am Spittelberg.

Ein wenig bange hatten vor knapp drei Wochen auf der gleichen kleinen Bühne Ernst Molden und der Nino aus Wien den Ambros-Song "Wie wird des weitergehen?" intoniert. Und die Antwort des 63-jährigen Austro-Urpoppers war: Geschichtenerzählen. Wir sollen uns um ihn, dessen Kreuz so bedient ist, dass er nur mit Mühe den hohen Hocker erklimmen kann, keine Sorgen machen. Wir sollen ihm einen Wunsch erfüllen, den er schon in jungen Jahren geäußert hat: "A Mensch möcht i bleiben." Und wir sollen niemals nach Ludwigshafen fahren. Das sei die furchtbarste Stadt der Welt. Zumindest habe er sie so im Rahmen einer "Watzmann"-Tournee erlebt. Aber immerhin sind bei dieser Gelegenheit traurig-schöne Lieder entstanden, die Ambros nun in intimer Konzertatmosphäre vor nicht einmal 500 Zuhörern (darunter auch der Nino aus Wien) zum Besten geben kann.

Dunkle Gedanken

Aus der Dunkelheit seiner Gedanken hat Ambros überhaupt einige Andenken von seinem Album "Weiß wie Schnee" mitgebracht. Das selten gesungene "Kaputt und munter" etwa, oder "Gezeichnet fürs Leben". Aber auch die mit geschlossenen Augen gesungenen Erinnerungen an "ganz früher", an "Original Clarks".

Ambros pur, mittlerweile als Trio mit Günter Dzikowski am Keyboard und Roland Vogl an der zweiten Gitarre ("Wehe, jemand sagt Hawaiigitarre zu einer Lap-Steel-Gitarre"), gibt es bereits seit neun Jahren. "Also fast ein Jahrzehnt", wie der Bandleader wehmütig vorrechnet. Sein Repertoire hat er sich nicht nur selbst geschaffen. Tom Waits steuert unter anderem "Shiver Me Timbers" bei, das Ambros, wie er zugibt, "sehr frei" mit "Nach mir die Sintflut" übersetzt. Und bei "Die Reblaus" von Ambros' Hans-Moser-Album kommen die Bar-Pianist-Qualitäten von Tastenmann Dzikowski besonders gut zur Geltung.

Schlussakkord

Weil Wolfgang Ambros und Georg Danzer zusammengehören wie Beatles und Stones, gibt es auch noch eine Geschichte von seinem 2007 verstorbenen Freund. Von dem habe er sich abgeschaut, manchmal einfach auf den Schlussakkord zu verzichten. Das halte die Spannung aufrecht, habe ihm der Schurl beigebracht.

Andererseits: So eine mit der Inbrunst des Publikums gemeinsam gesungene Schlusszeile "Weil die Leich da Hofa is" hat schon etwas. (Michael Simoner, 26.10.2015)