Bild nicht mehr verfügbar.

Zerstörte Gebäude und verletzte Einwohner nahe der syrischen Hauptstadt Damaskus.

Foto: AFP PHOTO / AMER ALMOHIBANY

Damaskus/New York – Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) verlangt von Russland Aufklärung über Luftschläge in Syrien mit 59 getöteten Zivilisten. Bei den Bombardements am 15. Oktober im Norden der zentralsyrischen Stadt Homs sei offensichtlich ein Kriegsverbrechen begangen worden, teilte HRW am Sonntag in New York mit.

Bei einem Angriff auf den Unterschlupf der Familie eines Befehlshabers der oppositionellen Freien Syrischen Armee wurden demnach alleine 46 Menschen getötet, darunter 32 Kinder und 12 Frauen.

Aussagen von Anrainern

HRW ist sich allerdings nicht sicher, ob die Luftschläge tatsächlich auf Russland zurückzuführen sind. Die Organisation stützt sich auf Anrainer, die die Angriffe russischen Maschinen zuordneten, weil sich deren Geräusche von Flugzeugen der syrischen Armee unterscheiden. Doch auch die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte hatte einen Tag nach dem Vorfall von russischen Luftangriffen in der Region berichtet und ähnliche Opferzahlen genannt. Die oppositionsnahen Menschenrechtler hatten dabei von einem "Massaker" gesprochen.

Russland – ein enger Verbündeter des syrischen Machthabers Bashar al-Assad – fliegt seit knapp einem Monat Luftangriffe auf Rebellen in Syrien. Das militärische Eingreifen in den langjährigen Konflikt wird im Westen weniger als der von Russland vorgegebene Versuch gesehen, die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) zu bekämpfen, sondern vielmehr als Maßnahme, Assad zu stützen.

Assad will sich zur Wahl stellen

Assad hat einem Agenturbericht zufolge Bereitschaft zu Präsidentschaftswahlen erklärt. Sollte das syrische Volk hinter dieser Idee stehen, sei er bereit, zu kandidieren, meldete die Nachrichtenagentur RIA am Sonntag unter Berufung auf einen russischen Abgeordneten, der an einem Treffen russischer Politiker mit Assad in Damaskus teilgenommen hat. Nach Informationen der Nachrichtenagentur Interfax hat Assad bei diesem Zusammenkommen auch Diskussionen über Änderungen an der syrischen Verfassung in Aussicht gestellt wie auch mögliche Parlamentswahlen. Nach einer Meldung der Agentur Tass schränkte Assad aber ein, Wahlen könne es erst nach einem Sieg über den Terrorismus im Land geben.

Bereits am Samstag hatte der russische Außenminister Sergej Lawrow die Syrer aufgefordert, Parlaments- und Präsidentenwahlen vorzubereiten. "Externe Gruppen können nichts für die Syrer entscheiden", sagte Lawrow in einem Interview des staatlichen russischen Fernsehens. "Wir müssen sie zwingen, einen Plan für ihr Land vorzulegen, in dem die Interessen aller religiösen, ethnischen und politischen Gruppen ausreichend berücksichtigt werden." (Reuters, APA, 25.10.2015)