Berlin/Zürich – FIFA-Präsident Joseph Blatter hat nach eigenen Worten weder von Franz Beckenbauer noch vom Deutschen Fußball-Bund eine Zahlung von zehn Millionen Schweizer Franken gefordert. "Ich habe niemals Geld von Beckenbauer verlangt. Nie im Leben. Auch nicht vom DFB. Das stimmt einfach nicht", sagte der derzeit suspendierte Chef des Fußball-Weltverbandes der Zeitung "Schweiz am Sonntag".

DFB-Präsident Wolfgang Niersbach hatte am Donnerstag unter Berufung auf Beckenbauer erklärt, mit dem Geld habe der DFB einen Zuschuss in Höhe von 250 Millionen Schweizer Franken (231,63 Mio. Euro) für die Organisation der Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland gesichert. Bei einem Gespräch zwischen Beckenbauer und Blatter im Jänner 2002 sei der Zuschuss in Aussicht gestellt worden.

Im Gegenzug sei die Forderung aufgetaucht, umgerechnet 6,7 Millionen Euro an die FIFA-Finanzkommission überwiesen werden. Der frühere Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus habe zugesagt, dies zu tun. Vor zehn Jahren war eine Rück-Zahlungsanweisung an Louis-Dreyfus vom WM-Organisationskomitee genehmigt worden. Warum die FIFA über ein Kulturprogramm in die Zahlung verstrickt sei, wisse er nicht, erklärte Blatter: "Ich war nicht involviert."

Na bitte: Putin und Xi Jinping sprechen Blatter Mut zu

Auch mit Blick auf eine Zahlung über zwei Millionen Schweizer Franken an den ebenfalls suspendierten UEFA-Präsidenten Michel Platini meinte der 79 Jahre alte Schweizer, er fühle sich vorverurteilt. Wegen seiner Suspendierung ging Blatter auf die Vorwürfe nicht näher ein.

Einen vorzeitigen Rücktritt vor der Wahl seines Nachfolgers am 26. Februar schloss er aus. "Ich will nach 41 Jahren bei der FIFA einen würdigen Abgang", sagte Blatter. Unterstützende Briefe habe er unter anderen vom russischen Präsidenten Wladimir Putin und dem chinesischen Staats- und Parteichef Xi Jinping erhalten. Auch viele Nationalverbände drückten ihre Unterstützung aus. "Diese Solidarität tut sehr gut", sagte Blatter.

Der frühere deutschen Innenminister Otto Schily (1998-2005) hat unterdessen den ehemaligen DFB-Präsidenten Theo Zwanziger im Zusammenhang mit der ominösen Zahlung der 6,7 Millionen Euro vor der WM 2006 heftig attackiert. Der "Bild am Sonntag" sagte Schily, es sei äußerst fragwürdig, dass sich Zwanziger in der Affäre um die Überweisung an den früheren Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus "als 'Ankläger'" gebärde. Nach allem, was bisher bekannt geworden sei, sollte er sich "eher in der Rolle des Beschuldigten sehen".

Der frühere Chef des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) sei im Organisationskomitee für die WM 2006 der Finanzverantwortliche gewesen. Er gehe davon aus, dass Zwanziger "von vornherein wusste, für welchen Zweck er die Überweisung von 6,7 Millionen Euro freigezeichnet hat", erklärte Schily und kritisierte, dass Zwanziger sich Zeit mit der Aufklärung gelassen habe. Er bezeichnete dies als "eine sehr seltsame Ruhepause seines Gewissens als Finanzverantwortlicher im Organisationskomitee des DFB". (APA, red, 25.10.2015)