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Alexander Gorgon hat einen Lauf, die Zahl seiner Treffer verblüfft ihn selbst. "Wichtig ist, dass die Mannschaft Erfolg hat."

Foto: APA/HERBERT P. OCZERET

Wien – Jonatan Soriano muss sich nicht sorgen. "Kein Grund zur Panik", sagt Alexander Gorgon. Die Torschützenliste lüge zwar nicht, "aber sie ist eine Momentaufnahme". Der Austrianer führt sie nach zwölf Runden mit neun Treffern an, Salzburgs spanischer Kapitän hält bei acht. "Soriano wird mich bald überholen und davonziehen, er ist ein Vollblutstürmer. Ich bin Mittelfeldspieler Alexander Gorgon, der einen Lauf hat. Das verblüfft mich selbst." Am 28. Oktober wird er 27 Jahre alt.

Gorgon ist ein sogenanntes Eigengewächs. Sein bisheriges Fußballerleben, das im Vorschulalter begann, hat er ausschließlich bei der Wiener Austria verbracht. Natürlich sei das "ein Superverein, dem ich viel zu verdanken habe". Trotzdem ist er nicht abgeneigt, die Violetten zu verlassen. "Tapeten soll man wechseln. Der Traum vom Ausland steckt in mir. Ich will etwas anderes kennenlernen, mich in einer besseren Liga beweisen." Spanien wäre super. "Aber dort wollen viele hin." Sein Vertrag endet im Sommer 2016, sollte sich ein Interessent früher melden, warum nicht, im Jänner ist das Transferfenster geöffnet. "Ich will nicht von irgendeinem Manager irgendwohin verfrachtet werden. Ein Verein muss mich wirklich wollen."

Es ist ruhig geworden in Favoriten. Angenehm ruhig. Die Austria gewinnt und gewinnt, ist Zweiter, hat genau so viele Zähler wie Spitzenreiter Salzburg. Der Zustrom bei den Heimspielen ist nicht gerade ausufernd, "der Austria-Fan ist verwöhnt, will den schönen Fußball. Wir wollen zunächst einmal den erfolgreichen Fußball."

Am Sonntag steigt auswärts das Derby, rund 30.000 Zuschauer werden im Happel-Stadion erwartet. "Das liegt an Rapid." Man stehe momentan im Schatten der Grünweißen, "obwohl wir zwei Zähler mehr haben". Rapid geigt in der Europa League, Gorgon hat das 3:2 gegen Viktoria Pilsen gut gefallen. "Für das Derby hätte auch eine Niederlage nichts bedeutet. Es hat eigene Gesetze. Ich bin der Dreitausendste, der das sagt. Macht nichts."

Rapid besitze Qualität, beim 2:5 im ersten Saisontreffen habe das die Austria gespürt. "Eine kalte Dusche. Mittlerweile hat sich einiges geändert, bei uns greifen die Automatismen immer besser."

Gorgon hat seit 2010 einen Profivertrag für die Kampfmannschaft, unmittelbar davor war er zwei Jahre außer Gefecht. Aufgrund einer Schambeinverletzung "war die Karriere in Gefahr." Nach dem Meistertitel 2013 unter Peter Stöger ("Mein emotionaler Höhepunkt") verpasste Gorgon die komplette Champions League, das Wadenbein streikte. "Harte Zeit, ich hoffe, dass ich das Verletzungspech aufgebraucht habe."

Thorsten Fink ist bereits sein achter Trainer. Der Deutsche, so Gorgon, habe einen günstigen Zeitpunkt erwischt. "Nach Platz sieben waren wir ganz unten. Er hat uns die Siegermentalität eingeimpft, wir wurden selbstbewusster. Er kannte die österreichische Liga kaum, konnte gar nicht betriebsblind sein." Gorgon lechzt nach dem Derby. "Das ist ein Hauch von großer Welt." Manchmal beneidet er Rapid. "Die Doppelbelastung würde mir taugen. Zu einem Profileben gehört dazu, regelmäßig in den Flieger zu steigen und in eine europäische Stadt zu reisen. Wir fliegen seit zwei Jahren nur nach Altach."

Vollblutstürmer Soriano wird also Schützenkönig. Salzburg ist glasklarer Titelfavorit. Realist Gorgon über das österreichische Nationalteam: "Marcel Koller hat seinen Stamm gefunden. Da ist kein Platz für mich, das muss man neidlos akzeptieren. Ich reiße den Mund nie weit auf." Im Derby sei aber alles möglich. "Und in meiner Zukunft auch." (Christian Hackl, 24.10.2015)

SK Rapid Wien – FK Austria Wien (Ernst-Happel-Stadion, Sonntag, 16.30 Uhr/live ORF eins und Sky, SR Lechner). Bisheriges Saisonergebnis: 5:2 (a). Saison 2014/15: 2:2 (a), 2:3 (h), 1:2 (a), 4:1 (h)

Rapid: Novota – Auer, Sonnleitner, Dibon, Stangl – Petsos, Schwab – Schaub, S. Hofmann, F. Kainz – Jelic

Ersatz: Knoflach – M. Hofmann, Pavelic, Grahovac, Huspek, Alar, Schobesberger, Prosenik, Tomi

Es fehlen: Schrammel, Kuen (beide nach Kreuzbandriss), Nutz (Knieverletzung)

Austria: Almer – F. Koch, Windbichler, Rotpuller, Martschinko – Holzhauser – Gorgon, Kehat, A. Grünwald, Zulechner – Kayode/Friesenbichler

Ersatz: Hadzikic – De Paula, Salamon, Serbest, Vukojevic, Meilinger

Es fehlen: Sikov (Muskelverletzung im Oberschenkel), Ronivaldo (Schambeinentzündung)

Fraglich: Kayode (nach Schlag auf den Oberschenkel)