Wien – Der Trend zum Kurzurlaub ist ungebrochen; Wellness wird weiter stark nachgefragt, wie gutes Essen im Übrigen auch. Der Angebotsschwerpunkt Seen und Kultur hingegen lockt immer weniger Urlauber an. Das lässt sich aus der jüngsten Destinationsstudie ableiten, die das Marktforschungs- und Beratungsunternehmen Manova im Auftrag der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV) gemacht hat.

Wiewohl es die Studie bereits zum 16. Mal gibt, ist die aktuelle Erhebung mit den vorhergehenden nicht vergleichbar. "Wir haben das Analysemodell auf komplett neue Beine gestellt", sagte Oliver Schwarz von der ÖHV dem STANDARD. Erstmals werden tatsächlich die 99 Destinationen in Österreich ohne die diversen Marketingverbände und anderen Verschränkungen berücksichtigt.

Grundlage bildet die Beherbergungsstatistik der Statistik Austria der Tourismusjahre 2011/12 und 2013/14. Der Zweijahresvergleich soll immer wieder vorkommende Ausreißer, die das Bild verfälschen könnten, so weit wie möglich egalisieren. Berücksichtigt wurden Nächtigungen, Auslastung, Marktanteil, Internationalität und Saisonalität der verschiedenen Destinationen. Dabei zeigt sich, dass die Kluft zwischen Stadt und Land größer wird.

Wien Spitzenreiter

Gleich vier Städte finden sich an der Spitze der Destinationen, die in der Bewertung am besten abgeschnitten haben. Es sind dies Wien, Innsbruck (inklusive seiner Feriendörfer), Salzburg Stadt und Linz. Erst an fünfter Stelle findet sich mit Saalfelden/Leogang die erste klassische Feriendestination. Sölden im Tiroler Ötztal, wo dieses Wochenende mit dem Auftakt der Weltcupsaison der Start in den diesjährigen Winter erfolgt, liegt auf Rang sieben.

Neben den Städten entwickelten sich im Beobachtungszeitraum vor allem Destinationen mit einem guten Wellness- und Kulinarikangebot überdurchschnittlich gut. Seen und Berge hätten hingegen an Zugkraft eingebüßt, sagte Schwarz. Auch Destinationen mit der Ausrichtung "Sport und Nachhaltigkeit" beziehungsweise "Sport und Kultur" entwickelten sich eher verhalten. Das trifft im Speziellen auf Kärnten zu.

Bessere Rahmenbedingungen

"Da ist die Politik gefordert, die Rahmenbedingungen entsprechend zu verbessern", verlangt die ÖHV. Das ewige Auf und Ab mit dem Flughafen Klagenfurt sei schädlich, das südlichste Bundesland sei touristisch auf einen gut funktionierenden Airport mit Direktverbindungen in wichtige Herkunftsmärkte wie Deutschland und Großbritannien angewiesen.

In Wien ist es offenbar gelungen, die kräftige Ausweitung des Bettenangebots nach Eröffnung vieler neuer Hotels vergleichsweise gut zu verkraften. Davon zeugen nicht zuletzt die monatlich steigenden Nächtigungszahlen. Im Vergleichszeitraum konnte die durchschnittliche Auslastung um 1,4 Prozentpunkte auf über 50 Prozent gesteigert werden.

Nicht berücksichtigt wurde in der vorliegenden Untersuchung die Wertschöpfung in den einzelnen Destinationen bzw. deren Veränderung im Zeitablauf. Dies werde möglicherweise in einer der nächsten Untersuchungen einfließen, genauso wie der Bekanntheitsgrad einer Destinationsmarke. (Günther Strobl, 24.10.2015)