Selbst in ihrer bittersten politischen Stunde offenbarte sich eine der wohl größten Stärken von Doris Hummer: Loyalität. Zur ÖVP sowieso und zu Parteichef Josef Pühringer im Speziellen. "Ich bin enttäuscht" war da schon das Schlimmste, was der Hausruckviertlerin nach dem mittels Kampfabstimmung erzwungenen Abgang als Bildungslandesrätin über die Lippen kam. Nur keine Kritik am Parteichef – Doris Hummer ist sechs Jahre ausgezeichnet mit dieser Taktik gefahren.

2009 klingelte in der Chefetage des Familienbetriebes Domico, eines Dach-, Wand- und Fassadenspezialisten mit Sitz in Vöcklamarkt, das Telefon. "Doris, halt dich fest", soll Oberösterreichs erster Mann im Land zu abendlicher Stunde damals vorgewarnt haben. Hummer, von 2006 bis 2009 Landesvorsitzende der Jungen Wirtschaft Oberösterreich, dachte zunächst "an einen Scherz" – nur einen Tag später wurde sie als erste Landesrätin (Bildung, Wissenschaft, Forschung, Frauen, Jugend) der Volkspartei präsentiert.

Pühringer überschlug sich damals fast vor Freude – "jung, hübsch, eine echte Powerfrau". In der ÖVP begegnete man der Quereinsteigerin durchaus skeptisch. Aber die schützende Hand Pühringers ließ keine Störungen zu. In ihrer sechsjährigen Tätigkeit als Landesrätin galt die 42-Jährige – die 2002 auch eine Firma gründete, die für Unternehmen Mitarbeiter- und Kundenzufriedenheit evaluiert – als fleißige Dienerin ihres Herrn. Echte Meilensteine, etwa in der Bildungspolitik, sucht man aber vergeblich.

Als Vollprofi entpuppte sich Hummer, die Volkswirtschaft in Linz und Marketing in Wolverhampton (Großbritannien) studiert hatte, in Sachen Eigenvermarktung. Das Faktum, erste amtierende Landesrätin in Österreich zu sein, die während ihrer Amtszeit ein Kind zur Welt brachte, wurde entsprechend zelebriert: von Interviews zur Schwangerschaft ("Mir war nie übel") bis hin zur Fotostrecke als frischgebackene Mama mit Nachwuchs direkt vom Spitalsbett.

Auf die Frage, wo sie nach Ablauf der Legislaturperiode stehen werde, antwortete Hummer bei ihrer Angelobung 2009, dass dies "völlig offen" sei. Landesrätin zu werden, habe sie schließlich auch nie vorgehabt.

Sechs Jahre später ist der Weg klar. Pühringer steckte die schützende Hand unerwartet in die Hosentasche, der ÖVP-Parteivorstand kickte Hummer hinaus. Und Christoph Leitl öffnete die Tür zum Wirtschaftsbund. "Bitte aber nicht nur, weil die Doris eine Frau ist." (Markus Rohrhofer, 23.10.2015)