Nicht zum ersten Mal wird im "Tatort" die Frage nach der Selbstjustiz aufgegriffen. In Stuttgart am Sonntag gelingt dies weitgehend spannend

Hauptkommissar Sebastian Bootz (Felix Klare) hat einem in den letzten Folgen des Stuttgarter Tatort schon ein bisserl leidgetan. Sein Traum von der heilen Familie zerplatzte, als seine Frau auszog und die Kinder mitnahm. Am Sonntag nun in Preis des Lebens kommt es für ihn aber noch viel schlimmer.

ORF/ARD/Alexander Kluge

Er muss um das Leben seiner 13-jährigen Tochter bangen, die von einem Ehepaar entführt wurde. Dem Ehepaar selbst ist 15 Jahre zuvor noch viel Schrecklicheres widerfahren: Die 16-jährige Tochter wurde sexuell missbraucht und dann ermordet. Jener Mann, der dies verbrochen hat, überlebt am Sonntag nicht lange. Kaum aus der Haft entlassen, wird er von den Eltern entführt und getötet.

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Aber die völlig gebrochenen Racheengel wollen auch den Komplizen, den Bootz und sein Kollege Thorsten Lannert (Richy Müller) zur Sicherheit in Schutzhaft genommen haben. Die Bootz-Tochter gegen den Komplizen – so lautet der Plan.

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Plötzlich ist der Kommissar kein Polizist mehr, der sich an Regeln hält, sondern verzweifelter Vater, der seine Tochter mit einer notfalls tödlichen Extratour rausboxen will. Die Eltern sind unerbittlich, Kollege Lannert, der lieber mit den Mitteln des Rechtsstaates agieren will, ist es allerdings auch.

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Es ist nicht das erste Mal, dass im Tatort Selbstjustiz und die Frage, ob ein Leben mehr wert sein kann als ein anderes aufgegriffen wird. In Stuttgart am Sonntag gelingt dies weitgehend spannend, auch wenn klar ist, wie die Sache ausgeht.

Die zweite Hälfte gerät ohnehin fast zum Solo für Bootz. Die Eltern sind so schrecklich, dass ihre kurzen Auftritte für das Grauen ausreichen. Schade aber ist, dass Lannert, der zum Verräter und Retter gleichermaßen wird, recht blass bleibt. (Birgit Baumann, 25.10.2015)

Und wie fällt Ihr Urteil aus? Top oder Flop?

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