Wien/Korneuburg – In der Gemeinde Großmugl im niederösterreichischen Weinviertel befindet sich ein 16 Meter hoher Grabhügel aus der Hallstattzeit (8. bis 5. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung). Zudem finden sich auch zwei Kreisgrabenanlagen auf dem Gemeindegebiet. Neben diesen prähistorischen Stätten zeichnet sich Großmugl durch eine relativ geringe Lichtverschmutzung aus, obwohl es nur 45 Autominuten von der Millionen-Stadt Wien entfernt ist.

Der Astronom Günther Wuchterl, Leiter der Kuffner-Sternwarte in Wien, ist daher dafür, die "Sternenlichtoase" zum UNESCO-Welterbe zu erklären. Gelingt die Aufnahme, würde erstmals Sternenlicht für das Welterbe eine Rolle spielen.

Erste Gespräche auf Workshop

Ein entscheidender Schritt auf dem Weg zur Aufnahme in die Kulturerbe-Liste findet mit einem Workshop am Montag im Naturhistorischen Museum (NHM) statt. Dabei werden Experten wie der britische Astronom Clive Ruggles, Leiter einer gemeinsamen Astronomie- und Welterbe-Initiative von UNESCO und der Internationalen Astronomischen Union (IAU), u.a. über die Sternenlichtoase und prähistorische Stätte Großmugl informiert und diese auch besuchen.

Von österreichischer Seite sind nicht nur Vertreter von Gemeinde, Land und Bund, sondern auch die Wissenschaft stark präsent. So wird NHM-Generaldirektor Christian Köberl die Resolution der Österreichischen Akademie der Wissenschaften zur Erhaltung des Sternenlichts und Wuchterl Fallstudien über die Sternlichtoase Großmugl und das Sternlichtgebiet Ostalpen präsentieren. In diesen Studien wurde das Lichtniveau gemessen und Argumente zusammengefasst, "warum dieses authentische Licht von herausragendem universellem Wert ist".

"Das wäre ein Meilenstein"

Die Messungen hätten gezeigt, dass das Lichtniveau im Wildnisgebiet Dürrenstein an der Grenze Niederösterreich-Steiermark mit einem Tausendstel Lux dem natürlichen Licht in der von Lichtverschmutzung praktisch völlig ungestörten chilenischen Atacamawüste entspricht. Und auch Großmugl liege nur um den Faktor zwei über diesem Wert, während etwa im Zentrum Wiens ein Lux und am Stadtrand rund 0,3 Lux – der Wert einer Vollmondnacht – gemessen werden.

Ziel des vom Verein Kuffner-Sternwarte veranstalteten Workshops sei "eine erste Stellungnahme der Gutachter und eine Festlegung dessen, was für eine Aufnahme in die Welterbeliste noch zu tun ist", so Wuchterl. So sich alle Beteiligten tatsächlich für einen Antrag an die UNESCO entschließen, wäre es das Ziel Wuchterls, diese Aufnahme ins Weltkulturerbe mit der Generalversammlung der Internationalen Astronomischen Union in Wien 2018 zu verknüpfen. "Das wäre ein Meilenstein, wenn man damit erstmals das Sternenlicht ins Welterbe einbettet", so der Astronom. (APA, red, 23. 10. 2015)