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Breitbandkunden in der EU surfen meist langsamer als Provider bewerben.

Foto: REUTERS/Tony Gentile

Das Problem ist Internetnutzern bekannt: man zahlt für einen Tarif mit einer bestimmten Download-Geschwindigkeit, in der Realität surft man aber oft um einiges langsamer. Denn bei den von den Providern angegebenen Download-Raten handelt es sich nur um Maximalangaben. Dass die real erreichten Breitbandgeschwindigkeiten nicht nur gefühlt hinterherhinken, belegt eine aktuelle Studie der EU-Kommission.

Höhere Geschwindigkeit als vor zwei Jahren

Demnach erhalten Breitbandkunden lediglich 75 Prozent der beworbenen Download-Geschwindigkeit. Dafür wurden die Angebote in sämtlichen EU-Ländern sowie Island und Norwegen untersucht. Zu ähnlichen Ergebnissen kam man bereits 2013, obwohl die Download-Geschwindigkeit im Durchschnitt seitdem gestiegen ist. Von 30 Mbit/s auf 38 Mbit/s. Der Unterschied zwischen beworbener Geschwindigkeit und realer bleibt aber weiterhin bestehen.

Die Studie zeigt, dass die Angaben der Downloadraten bei Kabel- und Glasfasernetze verlässlicher sind als bei anderen Technologien. Sie werden demnach bei kabelbasierten Netzen zu 86,5 Prozent erreicht. 2013 kam man allerdings noch auf 89,5 Prozent. Bei xDSL-basierten Diensten werden im Durchschnitt hingegen nur 63,3 Prozent der beworbenen Datenraten erreicht. Sieben von zehn Breitbandinternetanschlüssen nutzen diese Technologie laut Studie. "Das bedeutet, dass die große Mehrheit der europäischen Konsumenten viel niedrigere Internetgeschwindigkeit nutzen kann als sie erwarten", heißt es in einer Aussendung der Kommission.

Dennoch surfen Nutzer in der EU noch immer schneller als in den USA. Wo EU-Kunden bei Kabeldiensten im Durschnitt mit 66,57 Mbit/s surfen, sind es in den USA nur 25,48 Mbit/s. Der Vergleich mit den USA zeigt auch, dass die Diskrepanz zwischen Providerangaben und Realität nicht sein muss. Die amerikanischen Provider geben ihren Kunden einen besseren Einblick, was sie von ihrem Service zu erwarten haben. US-Nutzer bekommen durchschnittlich sogar 101 Prozent der beworbenen Download-Geschwindigkeit.

Preise gesunken

In einer zweiten Studie wurde auch die Preisentwicklung untersucht. In den 28 EU-Staaten sind die Kosten für Breitbandinternet demnach seit 2012 um 12 Prozent gefallen. Vor allem Tarife mit 30 bis 100 Mbit/s sind heute wesentlich günstiger als noch vor drei Jahren – laut Studie um ca. 20 Prozent. Tarife mit höheren Geschwindigkeiten sind allerdings weiterhin sehr teuer, teilweise um bis zu 60 Prozent als Angebote mit niedrigeren Raten.

Provider müssen ab 2016 besser informieren

In Zukunft müssen Provider ihre Leistungen transparenter angeben. Dafür soll im kommenden Jahr das neue Regelwerk für den elektronischen Binnenmarkt sorgen. Aktuell muss in den Verträgen nur das Minimum der Service-Qualitäts-Levels angeführt werden sowie die Art der Kompensation wenn diese nicht erreicht werden. Ab 30. April müssen Provider bei Festnetz-Anschlüssen auch informieren, welche Geschwindigkeiten mindestens, im Durschnitt und maximal erreicht werden. Sowie die Angaben aus der Werbung. Bei mobilen Netzwerken müssen die erwarteten Maximalraten und die beworbene Geschwindigkeit an Kunden kommuniziert werden.

Sollten diese Geschwindigkeiten nicht erreicht werden, müssen Provider erklären, was Kunden selbst für eine Verbesserung der Qualität tun können. Ist das nicht möglich, kann der Vertrag gekündigt werden. Für die Durchsetzung der neuen Richtlinien müssen die nationalen Regulatoren sorgen.

Ende 2014 gab es in der EU insgesamt über 216 Millionen Haushalte mit Zugang zu zumindest einem Festnetz- oder mobilen Breitbandanschluss. Die LTE-Abdeckung ist innerhalb eines Jahres von 59,1 Prozent auf 79,4 Prozent gestiegen. Die Studien wurden im Auftrag der EU-Kommission vom Netzwerkperformance-Spezialisten SamKnows durchgeführt. (br, 23.10.2015)