Nicht nur die Chemie, auch die Vibrationen müssen bei den Rostroten Mauerbienen stimmen.

Foto: André Karwath

Ulm – Die berühmten Tänze der Honigbienen waren bereits Artistoteles bekannt und sind 1920 schließlich vom Verhaltensforscher Karl von Frisch entschlüsselt worden. Über die Kommunikation solitärer Bienenarten ist im Gegensatz dazu bisher noch wenig bekannt.

Ging man bisher von einer Kommunikation primär über chemische Signale aus, deuten neuere Erkenntnisse auch auf eine Art der Verständigung über Vibrationssignale hin. Anhand von Versuchen mit der Rostroten Mauerbiene (Osmia bicornis) konnten Wissenschafter der Universität Ulm nun zeigen, dass Weibchen geeignete Partner an der Art, wie diese mit ihrem Oberkörper vibrieren, erkennen können.

Das Video zeigt das Paarungsverhalten von Osmia bicornis: Wenn die Vibrationen nicht stimmen, dann klappt's halt nicht.
Taina Conrad, Manfred Ayasse

Je länger, desto besser

Frühere Studien zufolge nutzen die Weibchen von O. bicornis die Vibrationssignale der Männchen, um sich die fittesten Exemplare auszusuchen. Dabei gilt: Je länger ein Männchen vibrieren kann, desto eher kommt es als Partner in Betracht. Da das Weibchen gründlich prüft, kann der Paarungsvorgang schon mal bis zu zwei Stunden dauern.

In Europa kommen zwei Unterarten der Rostroten Mauerbiene vor, die sich morphologisch nur durch die Farbe der Haare an ihrem Hinterleib unterscheiden: Entweder schwarz oder rot. In der aktuellen Studie im Fachblatt "Current Biology" wollten die Autoren Taina Conrad und Manfred Ayasse nun herausfinden, ob die Vibrationssignale den Weibchen auch tatsächlich Informationen über die Zugehörigkeit des Männchens zu der jeweiligen Unterart liefern.

Gefälschte Signale

Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, entwickelten die Wissenschafter ein neues Verfahren: Sie montierten den Männchen der deutschen Unterart einen kleinen Magneten auf ihren Oberkörper. Mittels eines Frequenz-Generators und eines Verstärkers konnten sie nun ein zuvor aufgezeichnetes Signal eines Männchens der englischen Unterart übertragen. "Zum Glück unterbrachen die Bienen dabei ihre eigenen Vibrationen, die verbleibenden waren also ident mit den aufgezeichneten Vibrationen", erklärt Ayasse.

Erst nachdem das Vibrationssignal der deutschen Unterart manipuliert worden war, wurde sie als Partner akzeptiert.
Foto: Taina Conrad, Manfred Ayasse

In den Tierversuchen wurde deutlich, dass Weibchen den Männchen aus der eigenen Region den Vorzug gaben. Wurde die Vibration des Männchens aber im Tierversuch manipuliert, zeigten sie sich auch paarungsbereit mit den anderen Männchen.

Den Forschern der Universität Ulm gelang also der Nachweis, dass die Vibrationen nicht nur über Fitness, sondern auch über die Herkunft der Männchen Auskunft geben. Diese Unterschiede im Verhalten der europäischen Populationen von O. bicornis könnten, den Wissenschaftern zufolge, in die Bildung zweier neuer Arten münden. (rede, 25.10.2015)