Stuttgart/Berlin – Am Stuttgarter Landgericht hat am Donnerstag der Strafprozess gegen den ehemaligen Porsche-Chef Wendelin Wiedeking begonnen. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, gemeinsam mit Exfinanzchef Holger Härter durch Falschinformationen im Übernahmepoker um Volkswagen 2008 Anleger gezielt in die Irre geführt zu haben.

"Ich bin unschuldig", erklärte Wiedeking, als er das Gericht betrat. Der Prozess ist bis Februar 2016 anberaumt und wird noch einmal ein Stück deutscher Wirtschaftsgeschichte aufrollen. Seit 2005 hatte Porsche, damals unter Wiedekings Führung, immer mehr Aktien von VW gekauft, eine vollständige Übernahme des 15-mal größeren Unternehmens in Wolfsburg aber in Pressemitteilungen stets dementiert.

Abrechnung mit Piëch

Die Staatsanwaltschaft ist überzeugt, dass Wiedeking und Patriarch Ferdinand Piëch aber schon längst den Entschluss zur Übernahme gefasst hatten. Durch die Dementis seien Anleger davon abgehalten worden, VW-Aktien zu kaufen. Dies sei eine bewusste Marktmanipulation. Diesbezüglich laufen parallel einige Zivilprozesse von Hedgefonds gegen Porsche. Die Fonds hatten, als der Kurs nach Bekanntgabe der Übernahmepläne 2008 in die Höhe schnellte, massiv Geld verloren.

Porsche schaffte die Übernahme nicht, wurde später dann von VW geschluckt. Vor Gericht wies Wiedeking ein gemeinsames Vorgehen mit Piëch als absurd zurück. Dieser habe einmal gesagt, er lasse sich sein Lebenswerk von einem "angestellten Manager" (also Wiedeking) nicht zerstören. Dass ihm die Staatsanwaltschaft einen Handel mit Piëch, der Wiedeking 2009 auch als Porsche-Chef feuerte, unterstellt, kommentierte Wiedeking so: "Das schmerzt mich richtig." (bau,22.10.2015)