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"Ich hätte mir gerne zweimal einen Tiebreak angeschaut", sagte Andreas Haider-Maurer nach der Partie.

Foto: APA/NEUBAUER

Wien – Mit Andreas Haider-Maurer ist am Mittwochabend wie befürchtet auch der letzte der fünf Österreicher schon in der ersten Runde des Erste Bank Open in Wien ausgeschieden. Haider-Maurer musste sich dem als Nummer zwei gesetzten Südafrikaner Kevin Anderson nach 73 Minuten mit 4:6, 5:7 beugen.

Hört, hört, die Bumm-Bumm-Musik dröhnte noch etwas lauter als sonst durch die Stadthalle. Immerhin war "der letzte Mohikaner" im Einsatz. Haider-Maurer, letzter Österreicher in einem aus heimischer Sicht vollkommen ausgedünnten Teilnehmerfeld. Es wurde gar ein wenig laut! Im Match zuvor zwischen Jo-Wilfried Tsonga und Tommy Haas herrschte geradezu Grabesstimmung.

"Das ist eine der schwersten Aufgaben, keine Frage. Anderson spielt heuer seine beste Saison", sagte Haider-Maurer über den als Nummer zwei gesetzten Weltranglistenelften, der im ATP-Ranking 51 Plätze vor dem Wien-Finalisten von 2010 liegt. Er sollte schmerzlich Recht behalten.

Ein Geschäftsmann

Der Niederösterreicher servierte sofort mit gebotener Härte, Anderson antwortete leidenschaftslos. Zwei Asse, ein Spiel zu null. Die nächsten Games gingen ruck, zuck über die Bühne, so kurz konnte die eigene Klopause gar nicht sein. Haider-Maurers Quote beim ersten Aufschlag war grundsolid: 65 Prozent.

Aber Tennis kann so grausam sein. Beim Stand von 4:4 schaffte Anderson das Break. Haider-Maurer bereitete den entscheidenden Punkt in einer Rallye inklusive Netzangriff mustergültig vor. Doch der Südafrikaner kratzte den Ball gerade noch von der Grundlinie und packte einen grotesken Passierschlag aus, der Haider-Maurer vom Racket kullerte. Unromantisch beendete Anderson auch den ersten Satz: zu null. Die kalten Zahlen: 100 Prozent Punktquote bei erstem Aufschlag für den Hünen.

Ernüchternd

Für den Waldviertler ist Anderson kein Unbekannter, denn vor vier Jahren fand das bis dato einzige Duell in der Wiener Stadthalle statt. Damals setzte sich der Südafrikaner in der Auftaktrunde mit 6:4 6:4 durch.

Im zweiten Satz ging es geschäftsmäßig weiter. Kein einziger Breakball in Sichtweite. Dafür ein epischer Kampf ums eigene Service bei 1:1. Wieder knapp am Spielverlust vorbei, variierte Haider-Maurer mehr, schlich sich auch immer wieder ans Netz und brachte Andersons Storchenbeine mehr in Bewegung, als dem Südafrikaner lieb war.

Beim Stand von 3:2 dann der Anfang vom Ende. Haider-Maurer zog sich einen Schuh aus, der rechte Fuß schmerzte. Medizinische Auszeit. Eine Fersenentzündung. Tabletten schlucken. Aber Haider-Maurer gab sich nie auf. Bis zum Stand von 5:5 biss er auf die Zähne, bis er schließlich das zweite Mal seinen Aufschlag verlor. Selbst konnte der Niederösterreicher zu einem Break nicht einmal hinriechen.

Exodus

Nach dem sensationellen Finaleinzug 2010 als "Lucky Loser" war AHM in Wien leider nie mehr lucky, sondern nur mehr Loser. Es ist die vierte Auftaktpleite in fünf Jahren nach Niederlagen gegen Anderson, den Kanadier Vasek Pospisil, den Deutschen Daniel Brands und nun wieder Anderson.

Damit kam es ausgerechnet im Jahr der Aufwertung zum ATP-500-Turnier in der Stadthalle zu einem seltenen Österreicher-Exodus: Erstmals seit 1982 steht kein Lokalmatador in der zweiten Runde. (Florian Vetter, 21.10.2015)

Ergebnisse: Erste Bank Open