Rückblick auf die Beat-Kultur und einen ihrer wichtigen Protagonisten, Bob Kaufman: Billy Woodberrys "And When I Die, I Won't Stay Dead".

Foto: Viennale

Unruhig tänzelt der weiß gewandete Poet auf dem Rasen des Washington Square Park von San Francisco hin und her. Endlich ergreift er das Wort, rezitiert in die Kamera, die sich sogleich an seinen Lippen festsaugt, um nur keine Silbe entwischen zu lassen. Dann, wenn alles gesagt ist, wieder Stille. Der Dichter schwankt noch ein wenig, während hinter ihm ein Hippie ein Rad schlägt.

Bis zu den letzten Minuten von Billy Woodberrys Dokumentarfilm And When I Die, I Won't Stay Dead. Bob Kaufman, Poet muss man warten, um Kaufman, den primär dem mündlichen Vortrag verpflichtenden Straßenpoeten, selbst reden zu hören. Doch selbst danach bleibt er, dessen surrealistische Prosa mit der Baudelaires oder Rimbauds verglichen wird, eine enigmatische Gestalt.

Woodberry, zentrale Figur der Los Angeles School of Black Filmmakers, versucht auch keine sauber aufgeschlüsselte, chronologische Lebensgeschichte des dunkelhäutigen Dichters vorzulegen. Respektvoll und doch künstlerisch eigenständig collagiert er aus mit Fotos und Archivaufnahmen unterlegten Interviews ein nur unscharf umrissenes Porträt des 1986 Verstorbenen, der das Wort Beatnik geprägt haben soll, mit Allen Ginsberg und anderen das Beatitude Magazine gründete und nach der Ermordung John F. Kennedys ein zehnjähriges Schweigegelübde hielt – oder auch wieder nicht. Rhythmische Schnitte und Musik von Charles Mingus oder Ornette Coleman machen die düsteren Texte auch jenseits der Satzebene spürbar.

Einen Kontrast zum Bild des Straßenkünstlers bilden Blicke auf Kaufmans Zeit als Mitglied der Handelsmarine und Gewerkschaft oder seine Geschwister, die mit der Subkultur von San Francisco nicht viel gemein haben. Sie bleiben jedoch Einsprengsel dieser Ehrerbietung an einen großen Unbekannten. (Dorian Waller, 22.10.2015)