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Foto: EPA/DIEGO AZUBEL

Austin – Lewis Hamilton sitzt in einem schicken Appartement über den Dächern von Miami an einem schwarzen Flügel. Ganz entspannt spielt er "Someone Like You" von Adele. "Musik gibt mir einen solchen Frieden", schreibt der Brite über sein bei Twitter verbreitetes Video am Piano. Hamilton ist die Ruhe selbst, will er damit wohl sagen. Der Titel in der Formel 1 wird ihm nicht mehr zu nehmen sein.

"Ich weiß aus Erfahrung, dass in unserem Sport nichts erledigt ist, bis es wirklich soweit ist", sagt Mercedes-Star Hamilton zwar brav vor dem Großen Preis der USA (Sonntag, 20.00 Uhr/ORF, RTL und Sky). Doch die Chancen seiner Rivalen Sebastian Vettel (Ferrari, 66 Punkte Rückstand) und Nico Rosberg (73 Zähler zurück) bestehen wohl nur noch auf dem Papier.

"Ich gehe dieses Rennen genauso an wie alle anderen in diesem Jahr auch", sagt Hamilton, der sich keine Schwächen leistet und neun der bisherigen 15 Rennen gewonnen hat. Landet der Dominator auch in Austin/Texas ganz vorne und Vettel wird nur Dritter, ist dem Titelverteidiger die WM-Krone nach 2008 und 2014 nicht mehr zu nehmen.

Es wäre Hamiltons dritter WM-Titel – und damit ein ganz besonderer. Denn Ayrton Senna, der große Held seiner Kindheit, hatte auch drei Mal den PS-Thron bestiegen (1988, 1990 und 1991). "Es ist schon verrückt: Es ist viele Jahre her, aber ich weiß noch ganz genau, wie ich damals nur durch Ayrton zu diesem Sport gekommen bin", sagte Hamilton zuletzt. Besonders der gelbe Helm des Brasilianers und sein rot-weißer McLaren hatten es dem kleinen Lewis angetan: "Mein Vater und ich saßen zu Hause auf dem Sofa und verfolgten die Rennen. Und wer hätte damals gedacht, dass wir heute hier sein würden?"

Weinen hinter einem Lastwagen

Noch immer kann sich Hamilton an diesen schwarzen Sonntag Anfang Mai 1994 erinnern, als Senna in Imola in der Tamburello-Kurve in eine Mauer krachte und wenig später starb. "Ich war neun Jahre alt, als Senna starb und versteckte mich hinter einem Lastwagen, damit mich mein Vater nicht weinen sah", sagt Hamilton. Senna sei für ihn immer noch ein "echter Held, eine wahre Ikone".

"Schon von klein auf wollte ich so erfolgreich sein wie Ayrton Senna", sagt der 30-Jährige. Nun ist es soweit. "Dass ich mich nun in einer Position befinde, um die gleiche Anzahl an Titeln einzufahren wie er, ist noch nicht ganz zu mir durchgedrungen."

In Austin hat Hamilton nun die erste Chance, mit Senna nach WM-Titeln gleichzuziehen. "Ich bin heiß darauf, auf die Strecke zu fahren, mein Bestes zu geben", sagt der Brite, der mittlerweile mit 42 Siegen sogar schon einen Grand Prix mehr gewonnen hat als sein Idol. Aber Hamilton weiß nur zu gut: "Ayrton hätte noch viele, viele Rennen mehr gewonnen, wenn er länger gefahren wäre." (sid, red, 21.10.2015)