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Die 21-jährige Steuerfrau Lara Vadlau (links) und ihre 33-jährige Vorschoterin Jolanta Ogar sind die erfolgreichsten 470er-Seglerinnen der Welt. Doch just im vorolympischen Jahr gibt es Diskussionen.

Foto: apa/fohringer

Wien – Schräger geht es kaum. Um die Spannung noch zu steigern, hat die Sporthilfe am Dienstag bei einem eigenen Termin fünf Damen, fünf Herren und fünf Teams aufgezählt, aus deren Kreis im Rahmen einer Gala am 29. Oktober die Sportlerin, der Sportler und die Mannschaft des Jahres gekürt werden. Die Kärntner Seglerin Lara Vadlau, die kürzlich bei der 470er-WM mit Jolanta Ogar die zweite WM-Goldene en suite geholt hat, wertete den Termin als Stargast auf. Dabei standen Vadlau/Ogar im Gegensatz zu 2014, als sie Mannschaft des Jahres waren, diesmal de facto gar nicht zur Wahl – die Mitglieder von "Sports Media Austria" konnten bis Mittwoch vergangener Woche abstimmen, die WM vor Haifa endete aber erst am Samstag.

Blöd gelaufen. Aber Lara Vadlau zuckt mit den Schultern. "Wichtig wird das nächste Jahr", sagt sie dem Standard. Die Crew Vadlau/Ogar gilt als größte Hoffnung für Rio 2016, wo sich die Olympia-Nullnummer von London 2012 nicht wiederholen soll. Kommt sie ohne Medaille aus Rio zurück, wäre sie enttäuscht, sagt die 21-jährige Steuerfrau, die mit ihrer 33-jährigen Vorschoterin bei den jüngsten fünf Championaten fünf Medaillen holte: WM-Silber 2013, EM-Silber 2013, WM-Gold 2014, EM-Gold 2014, WM-Gold 2015. Kurz – das Boot ist toll.

Ein Hin und ein Her

Im kommenden Februar, ein halbes Jahr vor Rio also, findet schrägerweise schon wieder eine WM statt, vor Buenos Aires. Das Boot, mit dem Vadlau/Ogar ihren WM-Titel verteidigten, ist bald einmal auf dem Weg von Haifa nach Argentinien. Ein zweites Boot wartet in Rio, wo Vadlau und Ogar seit Jahren trainieren. Wahrscheinlich kommt eines dieser beiden auch bei Olympia zum Einsatz. Das Weltcupfinale in Abu Dhabi (ab 27. Oktober) bestreiten die Österreicherinnen mit einem dritten Boot, das sie noch gar nicht kennen. Vadlau: "Da kommt viel Arbeit auf uns zu."

Allerdings wird derzeit weniger über Boote denn über Trainer geredet. Bei der WM waren Vadlau und Ogar mit einem neuen Betreuer aufgekreuzt, mit Larry Suter (68) aus den USA, einem America's-Cup-Sieger (1970) und renommierten Coach. Der Segelverband (OeSV) will Sportdirektor Georg Fundak, der sich zuvor um Vadlau/Ogar kümmerte, zwar ohnedies entlasten, hat aber andere Kandidaten im Auge, die als Trainer für die Weltmeisterinnen in Frage kommen sollen. Ein Gespräch am Montag erwies sich nicht wirklich als klärend. Vereinbart ist, dass Suter kommende Woche auch nach Abu Dhabi reist, dort wollen ihn Fundak und OeSV-Vize Wolfgang Mayrhofer näher kennenlernen. Vadlau hat gar die Hoffnung, "dass Larry ins Team integriert wird".

Das bleibt freilich abzuwarten. Der OeSV macht sich Sorgen, dass er ungewollt sein angesammeltes Know-how in Sachen Wetter- und Strömungskunde teilen könnte. Schließlich beschäftigt sich kaum eine andere Nation so intensiv mit den Verhältnissen im Olympiarevier. Suter ist gut mit Landsmann Morgan Reaser befreundet, der noch im Vorjahr für die 470er sowohl Österreichs als auch der USA tätig war, ehe der OeSV bewusst die Kooperation beendete, um nicht in unangenehmes Fahrwasser zu gelangen. Vadlau sieht kein Risiko, sagt, alles lasse sich vertraglich fixieren.

Fundak, der Sportdirektor, betont stets den "Teamweg", der Österreichs Segler zum Erfolg geführt habe. Vadlau ist überzeugt, dass sich dieser Weg auch mit Suter fortsetzen lässt, und will den Verband davon überzeugen. "Larry ist fast ausgezuckt, als ich ihn gefragt habe, ob er uns betreuen will. Dafür lässt er alles andere liegen und stehen. Und bei der WM hat er das Maximum aus uns herausgeholt." Im OeSV herrscht Skepsis. Spätestens Anfang Dezember soll es eine Lösung geben. Dann wird entweder viel Wind um wenig gewesen sein. Oder der Sturm geht erst richtig los. (Fritz Neumann, 21.10.2015)