So titelt die "Bild"-Zeitung in ihrer Ausgabe vom Dienstag: Sie stellt Hassposter an den Pranger.

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Die deutsche "Bild"-Zeitung hat eine Kampagne gegen Hetze im Netz gestartet. Auf einer Doppelseite druckt das Blatt in der Dienstag-Ausgabe 42 Hasspostings ab, auf denen die Klarnamen samt Fotos der Verfasser zu erkennen sind. "Herr Staatsanwalt, übernehmen Sie", schreibt die "Bild", auch online wurde der Artikel prominent platziert. Die Aktion stößt auf heftige Kritik – auch, weil das Blatt in der Vergangenheit selbst mit fragwürdigen Titeln wie "Die Wahrheit über kriminelle Ausländer" und "Die 6 Wahrheiten über Roma" aufgemacht hat.

Kein Raum für Stellungnahme

Medienethisch ist an der Aktion problematisch, dass den zitierten Personen kein Raum für eine Stellungnahme geboten wird. Zwar sind die Facebook-Postings öffentlich einsehbar, allerdings ist eine Äußerung im sozialen Netzwerk nicht mit dem Abdruck in der auflagenstärksten deutschsprachigen Zeitung vergleichbar. Es gibt keine Indizien, dass "Bild" die Betroffenen vorab kontaktiert hat. Noch dazu ist die Zeitung nicht in der Position, zu bestimmen, ob alle abgedruckten Äußerungen tatsächlich als "Hetze" zu definieren sind. Das obliegt der Justiz.

Heftige Debatten

So bekritteln denn auch andere Medien wie "Turi2" die Aktion als "Selbstjustiz". Neben den abgedruckten Postings ist in der "Bild" ein Kommentar des deutschen Innenministers Thomas de Maiziere zu lesen – unklar bleibt, ob dieser eingeweiht gewesen ist.

Der Anstieg hasserfüllter Kommentare auf Facebook hat in den vergangenen Monaten zu heftigen Debatten geführt. In Österreich bildete sich etwa eine Facebook-Gruppe, die entsprechende Postings bei der Staatsanwaltschaft meldete. (fsc, 20.10.2015)