Es wäre schön, wenn die "Zivilgesellschaft" politisch stärker wirksam werden könnte. Gerade in unserer erstarrten, parteipolitisch verkrusteten Landschaft. Nur werden dann Zivilgesellschaften unweigerlich früher oder später selbst zu politischen Bewegungen und Parteien.

"Zivilgesellschaft" (oder "Bürgergesellschaft") bedeutet, dass sich ein staatsbürgerlich aktiver, aber nicht unbedingt politisch eng gebundener Teil der Bevölkerung spontan zusammenschließt, um sich für oder gegen etwas einzusetzen. Meist dann, wenn das Gefühl vorherrscht, die etablierte Politik wisse nicht mehr weiter, sei undemokratisch verfasst oder wisse einfach nicht mehr, was den Leuten wichtig ist.

Die Grünen waren in ihren Anfängen Teil der Zivilgesellschaft, sind aber längst eine etablierte Partei.

Wenn nun die Richterin Irmgard Griss gern hätte, dass "die Zivilgesellschaft" ihre Kandidatur für die Bundespräsidentschaft unterstützt, gleichzeitig aber Parteien, FPÖ inklusive, auch als Träger ihrer Kandidatur willkommen wären, so ist das möglicherweise ein Missverständnis. Die Zivilgesellschaft springt dort ein, wo die Parteien und die Regierenden versagen oder einfach nicht hinhören. Wie jetzt bei der Flüchtlingshilfe. Die Ambitionen einer noch so honorigen Person auf ein hohes politisches Amt zu unterstützen ist keine klassische Aufgabe der Zivilgesellschaft. (Hans Rauscher, 19.10.2015)