Die Spielerinnen kritisieren die geringe mediale Berichterstattung über Frauenfußball.

Foto: Georg Kinast

Altera Porta wurde vor fünf Jahren als reiner Mädchen-und Frauenfußballverein gegründet.

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Der Verein zählt mittlerweile an die 120 Spielerinnen.

Zwischen dem Wiener Riesenrad und dem Ernst-Happel-Stadion liegt der STAW-Platz, die Heimstätte des FC Altera Porta. An einem der letzten warmen Herbsttage tragen die drei Frauenteams ihre Heimspiele aus. Während das Regionalliga-Team bereits gegen Altenmarkt um wichtige Punkte kämpft, sitzen die Spielerinnen der anderen Teams am Spielfeldrand und frühstücken zusammen. Insbesondere bei gemeinsamen Events wie dieser Triple-Runde, in der gleich mehrere Altera-Porta-Teams hintereinander zu Matches auflaufen, können die Spielerinnen ihre Freundschaften, die auch abseits des Fußballfeldes bestehen, vertiefen.

Auch neue Spielerinnen fühlen sich dadurch schnell willkommen und aufgenommen. Dass beim FC Altera Porta "der Spaßfaktor in den Trainings und zwischen den Spielerinnen nie aus den Augen verloren wird, obwohl natürlich auch alle erfolgreich sein und gewinnen wollen", sieht auch Regionalliga-Spielerin Katrin so. Gerade die familiäre Stimmung und der freundliche Umgang miteinander machen für sie das Besondere am FCAP aus.

Sensationeller Aufstieg in die Regionalliga

Altera Porta wurde vor fünf Jahren als reiner Mädchen-und Frauenfußballverein gegründet und zählt mittlerweile an die 120 Spielerinnen. Die vergangene Saison war besonders erfolgreich: Als erstes Wiener Team seit sechs Jahren schaffte Altera Porta den Aufstieg in die Regionalliga. Seit der Saison 2015/16 nimmt der Verein daher mit sechs Teams an Meisterschaften teil: in der Regionalliga Süd/Ost, der Wiener Frauen-Landesliga, der 1. Klasse Frauen A und mit einer U15, einer U13 und einer U11 in Mädchen- und Burschenligen des Wiener Fußballverbands.

Die jüngste Spielerin ist sechs Jahre alt, die älteste 46. Mit den Worten "Egal wer du bist, wie alt und wie lang du schon spielst, jeder ist willkommen" beschreibt Sonja, Wiener-Liga-Spielerin, die Vereinsphilosophie des FCAP. Genau das ist auch ein wichtiger Anspruch, den der Verein an sich selbst stellt: möglichst vielen Mädchen und Frauen die Möglichkeit zu bieten, Fußball zu spielen.

Ganz in diesem Sinn hat der Aufstieg des A-Teams dazu beigetragen, dass "mittlerweile 24 neue Spielerinnen ebenfalls wettbewerbsmäßig auf Großfeld Fußball spielen können", berichtet die Vereinsobfrau und Regionalliga-Spielerin Ines stolz. Darüber hinaus freut sie sich, wie viele andere Spielerinnen auch nach langer Zeit in derselben Liga gegen andere Teams auf einem höheren Niveau spielen zu können. Die anfängliche Unsicherheit, auf diesem Level nicht bestehen zu können, ist nach dem guten Start in die Saison bereits verflogen. "Da haben sich die Aufsteigerinnen der letzten Jahre viel schwerer getan, und das spricht sehr für uns als Spielerinnen, für uns als Team und für uns als Verein", meint Ines.

Der Aufstieg bringt zwar auch längere Anfahrtszeiten und zusätzliche Trainingseinheiten mit sich, diese nehmen Spielerinnen wie Katrin jedoch gerne in Kauf: "Man muss öfter seinen inneren Schweinehund überwinden, aber ich finde, man sieht dem Team an, dass das Training sich bezahlt macht." Auch der Nachwuchs profitiert vom Aufstieg, die jungen Spielerinnen blicken zu den Erwachsenen auf, und viele haben das Ziel, auch einmal in den oberen Ligen mitzuspielen.

Reiner Mädchen- und Frauenverein

Der beachtliche Spielerinnenzulauf wirft die Frage auf, wieso viele Frauen und Mädchen statt zu Traditionsvereinen oder bekannten Männervereinen zum jungen Verein FCAP wechseln. Ein wichtiger Faktor ist, dass es sich um einen reinen Mädchen- und Frauenverein handelt. Lara, Spielerin der 1. Klasse, schätzt besonders, dass ihr Team Teil eines ganzen Frauenvereins ist und das Frauenteam nicht, wie so oft, nur als "Anhängsel" des Männerteams gesehen wird.

Für viele Vereinsmitglieder wie auch Alex, Kapitänin des Regionalliga-Teams, spiegelt sich die Offenheit und die daraus resultierende bunte Durchmischung der Spielerinnen bereits im farbenfrohen Logo des Vereins wider. Es bedeutet für sie, dass alle Mädchen und Frauen unabhängig von ihrer Herkunft, ihrem Alter, ihrer Größe und ihrem fußballerischen Niveau willkommen sind. So groß und divers die Gruppe der Altera-Porta-Spielerinnen auch ist, gibt es eben auch viele Aspekte, die sie zusammenschweißen und -halten.

Mit einem Schmunzeln fasst Regionalliga-Spielerin Christine es folgendermaßen zusammen: "Im Vergleich zu vielen anderen Vereinen, wo am Platz viel geschimpft wird, ist bei uns ein guter Umgangston üblich. Toll ist außerdem, dass man mit den Leuten auch über andere Themen als Fußball sprechen kann, dass die Teamkolleginnen verschiedenste Interessen und spannende Jobs haben, sich zum Teil sozial engagieren und sich trotzdem gemeinsam am Platz den Arsch aufreißen." Das ist eine gute Basis, nicht nur für gemeinsame Erfolge auf dem Fußballplatz, sondern auch für Freundschaften abseits des Platzes.

Schlechter Platz, mangelhafte Infrastruktur

Ein Fußballverein braucht natürlich nicht nur ein funktionierendes Team, sondern auch die nötige Infrastruktur. Der Heimplatz im Prater wird von den Spielerinnen einhellig aufgrund der guten Lage gelobt, aber wegen des veralteten Kunstrasens kritisiert. Landesligistin Sonja scherzt: "In der Sandkiste habe ich schon seit dem Kindergarten nicht mehr so gerne gespielt." Auch Katrin wünscht sich einen neuen Kunstrasen und dadurch weniger schmerzhafte Erinnerungen in Form von Schürfwunden. Dass manche Schiedsrichter Spiele von Männerteams auf diesem Kunstrasen nicht mehr anpfeifen, nehmen Spielerinnen wie Nina schon nur mehr mit einem Schulterzucken hin: "Frauenfußball in Wien hat einfach nach wie vor keine Lobby und dadurch wenig finanzielle Unterstützung. Das bedeutet einen hohen finanziellen Beitrag der Spielerinnen selbst. Das und der Zugang zu Trainings- und Spielplätzen ist wohl der deutlichste Unterschied zum Männerfußball."

Viele Spielerinnen kritisieren die zu geringe mediale Berichterstattung über Frauenfußball. Auch Katrin sieht hier Aufholbedarf: "Für eine größere Lobby wäre es hilfreich, auch einmal ein Spiel der Frauen zu übertragen. Ich würde mir wünschen, dass der Frauenfußball mehr Respekt und mehr Unterstützung bekommt. Die WM der Männer hat so gut wie jeder angeschaut, aber dass vor kurzem die Frauenfußball-WM stattgefunden hat, das weiß so gut wie keiner – das spricht leider für sich."

Die nächsten Jahre werden zeigen, ob die positive Energie und die hohe Motivation aller Vereinsmitglieder dazu beitragen können, das Ansehen und das Niveau des Frauenfußballs in Wien nachhaltig zu steigern. (Lilian Levai, Julia Zeeh, 21.10.2015)