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Model Miranda Kerr beherrscht die neue Pose schon: Hier während der Paris Fashion Week am 7. Oktober vor der Show von Louis Vuitton.

Foto: ap/scheurer

Seit einigen Wochen ist die Aufregung im Internet groß. Das ist auch zu verständlich. Es geht um nicht weniger als eine neue Pose, die die Generation Selfie für sich entdeckt hat. Lange beherrschte schließlich das "Duckface", jene sexy verknautschte Schnute, das weibliche Selbstportrait. Und zwar so lange, dass man über zehn Jahre zurückschauen muss, um dessen Anfänge rekonstruieren zu können.

Um 2003 herum, als Myspace das neue Zuhause der Internetgeneration wurde und das Social Media-Ding seinen Anfang nahm, da poppten sie plötzlich auf: weibliche Teenager-Profile, die Kussmünder in Richtung Kamera schickten. Die Augen meist weit aufgerissen, die Wangen eingezogen, die Lippen gekräuselt. Perfektioniert wurde das "Duckface" im Angesicht des Smartphones, das hunderte an Knippsversuchen zuließ.

Weiter gings auf Facebook, heute findet der Spaß in perfektionierter Form auf Instagram statt. Und das, obwohl das Duckface schon lange keinen sonderlich guten Ruf mehr genießt. Schon 2011 zitierte die New York Times den Aufruf einer Anti-Duckface-Seite: "Hört auf damit, das ist nicht sexy!" Und Buzzfeed? Listete 2012 die wahrscheinlich dämlichsten "Duckface"-Posen auf – ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Das Entengesicht, das Männer wie der Balmain-Designer Olivier Rousteing quasi im Halbschlaf beherrschen, hats natürlich trotzdem in die Wörterbücher geschafft: der, die, das "Duckface" ist jetzt sogar in der Online-Version des Oxford English Dictionary zu finden.

Doch die Zeit bleibt nicht stehen. Und neue Varianten der als eitel verschrienen Selfie-Posiererei natürlich auch nicht. Jetzt ist Schnappatmung angesagt. "Fish Gape" heißt der neue heiße Scheiß. Statt die Lippen zu spitzen, werden die Wangen wieder leicht eingezogen, der Mund bleibt halb geöffnet. Auf Instagram wurden schon fast 3.000 Bilder mit dem Hashtag #fishgape versehen. Nicht schlecht für den Fisch unter den Instagram-Posen. Erste Erfolge verzeichnet das "Fish Gape" mittlerweile auch auf den Roten Teppichen Hollywoods und im Print-Geschäft.

Victoria Beckham, die den leicht geöffneten Schnabel bereits mehrfach auf seine Blitzlichttauglichkeit geprüft hat, hat es so gerade auf den Titel der deutschen Vogue geschafft. Wenn das mal kein ordentlicher Anfang ist. (Anne Feldkamp, 21.10.2015)