Grafik: welche Themen die Menschen als Gründe für den Erfolg oder Misserfolg von SPÖ und ÖVP bei den vergangenen Wahlen sehen.

Linz – Bundeskanzler Werner Faymann wird von den Österreichern eine größere Verantwortung für die Verluste der SPÖ bei den Landtagswahlen zugeschrieben als Reinhold Mitterlehner für die Verluste seiner ÖVP. Das geht aus einer nach der Wien-Wahl durchgeführten Market-Umfrage für den STANDARD hervor.

Unzufrieden mit Landtagswahlen

Market fragte zunächst, wie zufrieden die bundesweit Wahlberechtigten mit dem Wahlausgang in den Ländern sind. Nur vier Prozent zeigten sich sehr zufrieden, 35 Prozent immerhin zufrieden. Aber 37 Prozent sind weniger und weitere 19 Prozent gar nicht zufrieden mit dem Wahlergebnis. Auch unter den Wählern der FPÖ, die in Oberösterreich und Wien stark zugelegt hat, ist die Zufriedenheit kaum anders verteilt als im Rest der Bevölkerung.

Und: Nur 15 Prozent sehen positive, 41 Prozent aber negative Auswirkungen des Wahlergebnisses auf die Zukunft Österreichs – ähnlich war schon ein Befragungsergebnis im Juni nach den Landtagswahlen in der Steiermark und im Burgenland.

Nur zwei Parteien gestärkt

Die Frage, welche Parteien auf Bundesebene nun gestärkt, welche geschwächt seien, weist nur FPÖ (91 Prozent gegen sechs Prozent) und Neos (65 Prozent gegen 25 Prozent) als gestärkt aus.

Bei allen anderen Parteien überwiegt die Schwächung. Am deutlichsten bei der ÖVP (97 Prozent erleben sie geschwächt, zwei Prozent gestärkt) und der SPÖ (75 Prozent sehen sie geschwächt, 23 Prozent, am ehesten die Ostösterreicher, gestärkt). Auch bei den Grünen überwiegt ein geschwächter Eindruck (67 Prozent) den der Stärkung (26 Prozent).

In der hochgerechneten Sonntagsfrage liegt die FPÖ mit 30 Prozent allerdings etwas schwächer als im September (32), jedoch ganz klar über ihrem letzten Wahlergebnis und der gegenüber früheren Umfragen etwas besser liegenden Kanzlerpartei SPÖ (24 Prozent) sowie der ÖVP, die mit hochgerechneten 22 Prozent den dritten Platz belegt.

Die Grünen sind mit bundesweit 15 Prozent in der Umfrage stabil, die Neos überspringen bundesweit gerade die Fünf-Prozent-Marke.

Mitterlehner schlägt Strache

Anders sieht es bei der – theoretischen – Kanzlerfrage aus. Könnte man den Bundeskanzler direkt wählen, dann würde Reinhold Mitterlehner mehr Stimmen bekommen, als seine ÖVP in den Rohdaten hat – erst durch die Hochrechnung (also die Zuordnung unentschlossener Wahlberechtigter) kommt die Volkspartei auf jene 22 Prozent, mit denen Mitterlehner Erster würde.

Hinter Mitterlehner stehen in der Kanzlerfrage Heinz-Christian Strache mit 20 Prozent und, deutlich abgeschlagen, Amtsinhaber Werner Faymann mit 16 Prozent. Grünen-Chefin Eva Glawischnig kommt auf zehn, Neos-Chef Matthias Strolz auf sechs Prozent – Frank Stronach dagegen kann sich (fast) niemand mehr als Kanzler vorstellen.

Die Grafik zeigt, welche Gründe die Österreicher für das schlechte Abschneiden der Koalitionsparteien bei den Landtagswahlen sehen. Das Thema Flüchtlinge und Asyl dominiert in der Einschätzung beider Parteien vor den anderen Bundesthemen. Verkehr, Mieten und Pflege werden kaum als wahlentscheidend gesehen. (Conrad Seidl, 19.10.2015)