Bild nicht mehr verfügbar.

Polizisten durchsuchen einen Palästinenser bei der Jerusalemer Altstadt.

Foto: Reuters/Awad

Hebron – Die Gewalt zwischen Israelis und Palästinensern geht weiter: Am Samstag sind im Westjordanland und in Ostjerusalem wieder drei junge Palästinenser nach versuchten Messerattacken auf Israelis erschossen worden. Darunter war auch ein junges Mädchen, das in Hebron im Westjordanland mit einem Messer auf eine israelische Soldatin losgegangen war.

Sie war palästinensischen Medienberichten zufolge erst 16 Jahre alt. Zwei der drei Angriffe ereigneten sich in Hebron im Westjordanland, wo 500 jüdische Siedler abgeschottet unter 200.000 Palästinensern leben. Bei dem ersten Angriff ging nach Armeeangaben ein junger Palästinenser mit einem Messer auf einen Siedler los. Der Siedler zog eine Pistole und erschoss den jungen Mann. Nach Angaben palästinensischer Sicherheitskräfte war der Attentäter 18 Jahre alt.

16-Jährige erschossen

Einige Stunden später erschoss eine israelische Soldatin in Hebron eine 16-jährige Palästinenserin, die mit einem Messer auf sie losgegangen war. Nach Angaben einer Polizeisprecherin wurde die Soldatin leicht verletzt.

In Ostjerusalem griff ein Palästinenser, der im jüdischen Viertel Armon Hanatziv nach seinem Ausweis gefragt wurde, einen israelischen Soldaten mit einem Messer an. Er wurde nach Polizeiangaben von anderen Soldaten erschossen. Der Angreifer war ebenfalls erst 16 Jahre alt und stammte aus dem benachbarten Palästinenserviertel Jabal Mukabber.

Weiterer Angriff in Hebron

Am Abend hat erneut ein Palästinenser in Hebron im Westjordanland einen israelischen Soldaten mit einem Messer attackiert. Der Angreifer wurde bei dem Vorfall am Samstag von Kugeln getroffen, wie das israelische Militär erklärte. Unklar blieb zunächst, ob der Palästinenser dabei getötet wurde und wer schoss. Der Soldat wurde bei der Attacke leicht verletzt, wie es in der Erklärung weiter hieß.

Dutzende Tote

Die Spannungen zwischen Palästinensern und Israelis hatten zuletzt wieder deutlich zugenommen, insbesondere in den von Israel besetzten Gebieten Westjordanland und Ostjerusalem. Bei Angriffen von Palästinensern starben seit Monatsbeginn sieben Israelis. Auf palästinensischer Seite gab es rund 40 Tote, darunter mehrere mutmaßliche Angreifer und steinewerfende Demonstranten.

In Hebron lieferten sich palästinensische Demonstranten am Samstag wieder gewaltsame Auseinandersetzungen mit israelischen Sicherheitskräften. Im nahegelegenen Dorf Dura nahmen mehrere hundert Menschen an dem Begräbnis eines Palästinensers teil, der sich am Freitag als Pressefotograf ausgegeben und einen Soldaten mit einem Messer verletzt hatte.

Die USA verstärkten unterdessen ihre Anstrengungen für eine Deeskalation: US-Außenminister John Kerry telefonierte am Freitag mit Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu und mit Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas, wie ein US-Diplomat mitteilte. Mit Netanyahu sprach Kerry demnach auch über ein mögliches Treffen "in Europa in naher Zukunft".

Kerry wird Netanyahu voraussichtlich nächste Woche in Berlin treffen. Der israelische US-Botschafter Ron Dermer sagte dem Nachrichtensender CNN, Kerry wolle mit Netanyahu über die eskalierende Gewalt in Israel und den Palästinensergebieten sprechen. Da sich Netanyahu kommende Woche zu einem Besuch in Berlin aufhalte, werde Kerry in die deutsche Hauptstadt reisen, um den israelischen Ministerpräsidenten zu treffen. Netanyahu wird am Mittwoch von der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) empfangen.

Auch US-Präsident Barack Obama zeigte sich sehr beunruhigt über die jüngste Gewalt zwischen Israelis und Palästinensern. Er rief Netanyahu und Abbas auf, auf Äußerungen zu verzichten, "die Gewalt oder Wut oder Missverständnisse nähren könnten". Israel habe das Recht, seine Bürger vor Messerangriffen radikaler Palästinenser zu schützen. (APA, 17.10.2015)