Bild nicht mehr verfügbar.

Die abgeschossene Drohne

Foto: REUTERS/Halil Dogan

Ankara/Homs – Die türkische Luftwaffe hat Regierungskreisen zufolge eine Drohne im Luftraum drei Kilometer von der Grenze zu Syrien entfernt abgeschossen. Deren Herkunft sei unklar, hieß es am Freitag. Die Streitkräfte hatten zuvor erklärt, sie hätten ein nicht identifiziertes Flugzeug abgeschossen.

Trotz dreifacher Warnung habe es seinen Kurs fortgesetzt und sei deshalb entsprechend den Einsatzregeln der Streitkräfte abgeschossen worden, erklärte der Generalstab.

Russland erklärte indes, alle seine im Syrien-Einsatz befindlichen Flugzeuge seien intakt. "Alle russischen Flugzeuge in Syrien haben nach Erfüllung ihrer Aufgaben den Stützpunkt in Hmeimin wieder erreicht", wurde ein Sprecher des Verteidigungsministeriums von der Agentur Tass zitiert. Die russischen Drohnen, die die Lage in Syrien beobachteten, "funktionieren normal wie vorgesehen". Die USA gehen jedoch davon aus, dass es sich um eine russische Drohne handelte.

Russland kritisiert Rebellen

Russland hat seine Kritik an der gemäßigten Opposition in Syrien bekräftigt. "Solange die Opposition gegen Regierungstruppen und nicht gegen den Islamischen Staat (IS) kämpft, wird es keine Zusammenarbeit mit uns geben", sagte General Andrej Kartapolow der Zeitung "Komsomolskaja Prawda" (Freitag).

Der Begriff "gemäßigte Opposition" sei zudem unpassend, kritisierte er. "Inwiefern ist jemand gemäßigt, der mit der Waffe gegen die legitime Macht kämpft?", so der Offizier, der Mitglied des russischen Generalstabs ist. Moskau unterstützt seit gut zwei Wochen den syrischen Machthaber Bashar al-Assad mit Luftangriffen – die aber international umstritten sind.

Kartapolow schätzte die Zahl der IS-Kämpfer in dem Bürgerkriegsland auf 40.000 bis 50.000. "Sie sind keine Banditen mit langen Dolchen, sondern verstehen zu kämpfen. Oft sind es ehemalige Offiziere der irakischen Armee, die aus Arsenalen Schützenpanzer und Artillerie mitgenommen haben, die die USA einmal an den Irak geliefert hatten."

60 Tote durch russische Angriffe

Bei russischen Bombardierungen und Angriffen der syrischen Armee auf Rebellengebiete nördlich der Stadt Homs wurden unterdessen mindestens 60 Menschen getötet. Unter den Opfern seien 30 Kinder und Frauen, meldete die in Großbritannien ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Freitag.

Ein Aktivist aus dem Ort Talbiseh berichtete, viele Menschen seien noch unter Trümmern begraben. Die oppositionsnahen Menschenrechtler sprachen von einem Massaker.

Russland meldet Einigung zu Flugsicherheit

Russland und die USA haben sich nach russischen Angaben grundsätzlich über Verfahren zur Flugsicherheit im syrischen Luftraum geeinigt. "Bei allen technischen Fragen besteht bereits Einigung", sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums am Freitag der Nachrichtenagentur Interfax. Nun prüften russische und amerikanische Juristen die Vereinbarung.

"Wir hoffen, das Dokument sehr bald unterzeichnen zu können." Zudem stehe Russland auch in direktem Kontakt mit türkischen und israelischen Militärs wegen der Einsätze über Syrien, erklärte das Ministerium weiter.

Die Nachrichtenagentur Reuters hatte bereits am Mittwoch aus US-Kreisen erfahren, dass Russland und die USA vor einer Einigung standen. Die Luftwaffen beider Staaten greifen unkoordiniert Stellungen von Aufständischen in Syrien an. Dies hat die Sorge vor Zwischenfällen und einer direkten Konfrontation zwischen amerikanischen und russischen Einheiten ausgelöst. Zwischen Russland und der Türkei gibt es zudem Spannungen, da russische Kampfjets in den türkischen Luftraum eingedrungen waren.

Syrische Armee marschiert auf Rebellenenklave vor

Die syrische Armee weitet mit Hilfe des iranischen Militärs, libanesischer Hisbollah-Miliz und der russischen Luftwaffe ihre Offensive gegen Rebellengruppen im Großraum Aleppo aus. "Dies ist die versprochene Schlacht", sagte ein hochrangiger Mitarbeiter des syrischen Militärs am Freitag.

Seinen Angaben nach werden die Soldaten des Präsidenten Bashar al-Assad erstmals im größeren Umfang von iranischen Militärs unterstützt. Russlands Präsident Wladimir Putin sprach von Fortschritten im Kampf gegen die Extremistengruppe Islamischer Staat (IS). In der Türkei, die die Unterstützung Assads ablehnt, stiegen mit dem Abschuss einer Drohne die Sorgen über die Entwicklung in dem Nachbarland.

Nach Angaben des syrischen Militär-Mitarbeiters konnte die Armee mit Hilfe Hunderter Kämpfer der Hisbollah-Miliz und des iranischen Militärs Geländegewinne erzielen. Auch in einer Stellungnahme der Miliz hieß es, die syrische Armee treibe eine breite Offensive voran. Von der Beteiligung eigener Kämpfer war allerdings keine Rede. Zwei Quellen in der Region sagten Reuters, der Iran habe diese Woche Tausende Soldaten nach Syrien verlegt. Der Iran hat jedoch erklärt, Assad nur mit Waffen und Militärberatern, aber nicht mit Truppen zu unterstützen.

Die oppositionsnahe, in Großbritannien ansässige "Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte" berichtete von schweren Gefechten zwölf Kilometer südlich von Aleppo. Die Stadt ist zwischen Regierungstruppen und verschiedenen Rebellen-Gruppen aufgeteilt. Dazu gehört unter anderem die islamistische Nusra-Front. Bereits am Donnerstag hatten die Regierungstruppen Angriffe auf das ebenfalls im Westen liegende Homs gestartet. Der Millionen-Metropole Aleppo kommt ebenso wie Homs eine wichtige strategische Bedeutung in dem Bürgerkrieg zu. Sollte es der Armee gelingen, diese Städte im Westen des Landes zurück zu erobern, wäre die Herrschaft Assads vorläufig gesichert, auch wenn der IS den Osten des Landes beherrscht. (APA, 16.10.2015)