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In den Sprengeln im Karl-Marx-Hof büßte die SPÖ im Vergleich zu 2010 die Absolute ein, hielt aber trotz FPÖ-Plus die Führung. Die anderen Parteien haben im Gemeindebau fast nichts zu melden (siehe Grafik).

Foto: APA/Barbara Gindl
Grafik: Der Standard

Wien – Wohnbaustadtrat Michael Ludwig sprach über eine der größten Niederlagen, die die Wiener SPÖ bei der Wahl am Sonntag einstecken musste. Seine Conclusio aber lautete am Donnerstag vorerst euphemistisch: "Die SPÖ hat den Gemeindebau gehalten. Wir haben das Duell gegen die FPÖ gewonnen." Kurzer Nachsatz: Das Ergebnis im Gemeindebau mit wienweit 220.000 Wohnungen sei natürlich "nicht zufriedenstellend" gewesen.

Ludwigs Wohnbauressort ließ im Detail die Wahlergebnisse in den Wiener Sprengeln mit Gemeindebauten auswerten. Die Ergebnisse waren für die Roten ernüchternd: Nach massiven SPÖ-Verlusten und ebenso starken FPÖ-Gewinnen liegen die beiden Parteien im Gemeindebau fast gleichauf, die Roten retteten nur eine hauchdünne Mehrheit. Eine Wahltagsbefragung des Instituts Sora unter Gemeindebaubewohnern hatte noch Platz eins für die FPÖ (47 Prozent) vor der SPÖ (42 Prozent) ergeben. Diese wollte Ludwig mit ausgewerteten Zahlen richtigstellen.

SPÖ büßte signifikant ein

In jenen Wahlsprengeln, in denen der Anteil von Gemeindebaubewohnern zwischen 60 und 99 Prozent beträgt, lagen die Freiheitlichen mit 42,71 Prozent sogar knapp vor der SPÖ (42,18 Prozent). In jenen Sprengeln, in denen ausschließlich Gemeindebaubewohner wählten, retteten die Roten mit 44,17 Prozent knapp vor der FPÖ (43,37 Prozent) den ersten Platz (siehe Grafik). Insgesamt liegt die SPÖ nur noch wenige Zehntelprozentpunkte in Führung.

Im Vergleich zur Wahl 2010 büßte die SPÖ signifikant ein. Damals erreichten die Roten in Wahlsprengeln, in denen ausschließlich Gemeindebaubewohner wählen konnten, noch eine knappe absolute Mehrheit (51,84). Im Gemeindebau haben die Roten innert fünf Jahren also ein Minus von 7,67 Prozentpunkten zu verantworten. Wienweit betrug das Minus für die SPÖ im Vergleich zu 2010 "nur" 4,75 Prozentpunkte.

Blaue Absolute im Heinz-Nittel-Hof

Die Freiheitlichen konnten im Heinz-Nittel-Hof in Wien-Floridsdorf deutlich die Absolute erringen, sie schafften dort 57 Prozent. In jenen Sprengeln mit 100 Prozent Gemeindebaubewohnern legte die FPÖ ausgehend von 37,88 Prozent bei der Wahl 2010 wienweit um 5,5 Prozent zu.

Eine Unschärfe in den Auswertungen räumt Ludwig ein: In den Ergebnissen sind die Stimmen von Wahlkarten nicht mitgezählt. Ludwig geht aber davon aus, dass auch im Gemeindebau Bewohner tendenziell stärker SPÖ als FPÖ wählen – womit das Ergebnis für die Roten noch besser ausfallen würde. Die Wahlkarten werden aber bezirksweise ausgewertet und können keinen Sprengeln mehr zugeordnet werden. "Die gesamte SPÖ Wien ist gefordert", sagt Ludwig angesichts der roten Stimmenverluste. So habe die FPÖ auch starke Zugewinne in Kleingartensiedlungen und Reihenhausanlagen geschafft.

FPÖ mit Stammwählerkern

"Der FPÖ ist es gelungen, dass sie eine Parteibindung aufbauen konnte. Dass die FPÖ eine reine Protestwählerpartei ist, sehe ich nicht mehr so" , sagte Ludwig. Sie habe einen starken Stammwählerkern aufbauen können. Die Sozialdemokraten müssten es wieder schaffen, speziell zwei Wählergruppen besser anzusprechen: Eine umfasst jene Personen, die in schwierigen Lebenssituationen stecken und etwa arbeitslos sind. Und jene Gruppe von Wienern, die sich zwar in einer wirtschaftlich sowie sozial guten Situation befinden, aber Abstiegsängste haben. Diese seien etwa durch die "Flüchtlingsproblematik" oder die "Wirtschaftskrise" verursacht.

Welche Maßnahmen die SPÖ im Gemeindebau setzen will, konnte Ludwig noch nicht sagen. Häupl kündigte bereits an, Vertrauenspersonen als unbürokratische Problemlöser in jedes Grätzel zu schicken. Ludwig geht davon aus, dass er "als Wohnbaustadtrat in der nächsten Legislaturperiode meinen Beitrag leisten" werde. Auf Nachfrage präzisierte er: "Ich würde gerne weitermachen. Aber ich akzeptiere jede Entscheidung des Bürgermeisters." (David Krutzler, 15.10.2015)