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Johann Gudenus (FPÖ) ist bald Vizebürgermeister in Wien.

Foto: apa/fohringer

Wien – Vor elf Jahren, da war die Welt noch eine andere. Johann Gudenus, damals 28-jähriger Chef der FPÖ-Kaderschmiede Ring Freiheitlicher Jugend (RFJ), forderte in einem Interview die Verlegung des Flüchtlingslagers Traiskirchen auf eine Adria-Insel. Österreich könne eine Insel pachten und Flüchtlinge dort unterbringen lassen. 2015 muss Italien mit Griechenland die Hauptlast der aktuellen Flüchtlingsbewegungen tragen. Auch ohne österreichische Inselpacht kamen hunderttausende Flüchtlinge in Italien an. Und Gudenus ist in einigen Wochen Vizebürgermeister in Wien.

Gudenus, der mit vollem Namen Johann Baptist Björn heißt, verkörpert das elegante, eloquente und elaborierte Gesicht der Wiener FPÖ. Obwohl er in seiner politischen Karriere auch Wörter wie "Umvolkung" in den Mund nahm, gegen die "europäische Homosexuellenlobby" wetterte oder Wien als "Weltasylamt" bezeichnete, hat ihm das innerhalb der FPÖ nie geschadet – im Gegenteil. Den Furor, der seiner Sprache innewohnt, stellt Gudenus bei Auftritten nie zur Schau. Sich selbst bezeichnete Gudenus vor Jahren als "Nadelstreif-Rechten". Heute will der Freiheitliche selbst davon nichts mehr wissen. Die Kategorien links und rechts seien veraltet. "Ich sehe mich mit meiner Partei in der Mitte angekommen", sagte er dem STANDARD.

Aus einst adeligem Geschlecht

Johann Gudenus stammt aus einem alten niederösterreichischen Grafengeschlecht mit Stammsitz in Albrechtsberg, das großteils dem konservativen schwarzen Lager zuzurechnen ist. Johann teilt aber die politische Heimat seines Vaters. Der freiheitliche Gudenus senior ist 2006 wegen Leugnung und Verharmlosung des Holocaust rechtskräftig zu einem Jahr bedingt verurteilt worden.

Johann Gudenus besuchte das elitäre Theresianum, studierte Jus und absolvierte die Diplomatische Akademie. Gudenus ist Mitglied der schlagenden deutschnationalen Wiener pennalen Burschenschaft Vandalia. Parteichef Heinz-Christian Strache, den er Anfang der 1990er kennenlernte, soll ihn in die Vereinigung geholt haben, in der Gudenus seither den Namen "Wotan" trägt. Die engen Bande zwischen Strache und Gudenus halten bis heute an.

Gudenus zog 2005 in den Wiener Gemeinderat ein, seit 2010 ist er Klubchef der FPÖ. Jetzt steht er vor dem nächsten, historischen Aufstieg auf der Karriereleiter. Der künftige erste FPÖ-Vizebürgermeister in Wien ist geschieden, liiert und hat einen Sohn im Vorschulalter. (David Krutzler, 14.10.2015)